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Software blockiert E-Autos

Update-Staus sorgen für Ärger an Verladestationen

Software-Updates von E-Autos sind Fähr- und Zugbetrieben mit Autoverlad ein Dorn im Auge. Weil die Aktualisierungen meistens länger dauern als die Überfahrten, können die Autos die Verlade nicht verlassen. Signalisationen sollen nun daran erinnern, während der Überfahrten keine Updates zu machen.

Die Überfahrt mit der Fähre von Horgen nach Meilen dauert rund zehn Minuten. Eine Zeitspanne, die manche Automobilisten dazu nutzen, die Software ihres Wagens auf den neuesten Stand zu bringen.

Daraus hat sich für die Zürichsee-Fähren Horgen-Meilen aber ein Problem entwickelt. «Die Software-Updates bei den Fahrzeugen dauern meistens zirka 30 Minuten», erklärt Geschäftsführer Martin Zemp. Die Folge: «Ein Starten des Autos ist während dieser Zeit nicht möglich.» Somit bleiben die Fahrzeuge auf der Fähre stehen und erschweren das erneute Be- und Entladen.

Auch Bergbahnen von Update-Problem betroffen

Der Fährenbetreiber steht mit diesem Problem nicht allein da. Auch Zugbetriebe mit Autoverlad, wie etwa die Rhätische Bahn und die Berner Regionalbahnen BLS, kämpfen mit den Aktualisierungen der Auto-Betriebssysteme. «Bleibt ein Auto wegen eines Updates stehen, so kann es unterschiedliche Auswirkungen haben», berichtet Yvonne Dünser, Mediensprecherin der Rhätischen Bahn. «Ein solcher Fall kann einen Autozug zwischen fünf und 45 Minuten blockieren.» Im schlechtesten Fall können bis zu 50 Fahrzeuge, die hinter dem betroffenen Fahrzeug stehen, ebenfalls den Zug nicht verlassen.

Ähnlich schildert Mediensprecher Collin Cuvit das Uptdate-Problem bei den Berner Regionalbahnen BLS. «Entsprechend wird der Autoverlad unterbrochen, bis die Störung behoben und das Fahrzeug abgeschleppt wird.» Cuvit fügt an: «Dies führt zu ärgerlichen Wartezeiten für andere oder im ungünstigsten Fall auch dazu, dass das Auto abgeschleppt werden muss, was den Betrieb ebenfalls beeinträchtigt.»

Sind Auto-Updates überhaupt nötig?

Das Multimediasystem für Navigation, Radio, etc. funktioniert wie ein Smartphone. Von Zeit zu Zeit gibt es für das gesamte Betriebssystem oder einzelne Apps Updates. Früher musste das Auto dafür in die Werkstatt, doch inzwischen sind viele über das Handy-Netz mit dem Internet verbunden. Besonders Elektroautos sind von den Aktualisierungen betroffen.

Eine Umfrage bei den drei grössten Schweizer Autoimporteuren AMAG, Emil Frey und Astara zeigt: Mit wenigen Ausnahmen lassen sich die Autos während des Updates weder fahren noch starten. Selbst der Ladevorgang ist bei E-Autos in dieser Zeit nicht möglich.

Download während der Fahrt

Was viele Autofahrende nicht wissen: Die nötigen Daten für ein Software-Update werden oft bereits während der Fahrt im Hintergrund heruntergeladen. Beim nächsten Stopp erscheint dann auf dem Touchscreen der Hinweis, dass ein Update verfügbar ist. «Damit das Update gestartet werden kann, muss der Kunde im Infotainment Bildschirm eine Meldung bestätigen. Diese enthält Informationen zur voraussichtlichen Dauer des Updates sowie den Hinweis, dass das Fahrzeug währenddessen nicht genutzt werden kann», schreibt die AMAG auf Anfrage.

Bei Kia hingegen startet das Update beim nächsten Stopp automatisch. Was aber, wenn die Zeit, zum Beispiel auf einem Autoverlad, nicht reicht? «Das Update kann verschoben werden», teilt Kia mit. «Danach muss die Installation manuell im Infotainmentsystem gestartet werden.»

Die Insassen werden vor der Aktualisierung über die Dauer des Vorgangs und die Nutzungsblockade des Fahrzeuges informiert. Weiter können alle Updates auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Vorsicht ist dennoch geboten: Ist ein Update erstmal gestartet, kann es nicht mehr unterbrochen werden.

Schilder sollen Passagiere von Updates abhalten

Sowohl die Fähren- als auch die Zugbetriebe werden nun aktiv. Mit Beschilderungen vor dem Einstieg in den Autoverlad wird daran erinnert, keine Updates während der Überführung zu starten. So arbeitet beispielsweise die Rhätische Bahn an der Anpassung und dem Ausbau eines Signalisationskonzepts mit Verhaltenshinweisen für die motorisierten Passagiere.

«Die ersten Massnahmen werden auf den Winter 2025/2026 auf den Verladearealen in Selfranga und Sagliains umgesetzt, und anschliessen laufend auch in den Online- und Printprodukten und zu einem späteren Zeitpunkt auch auf den Zügen selbst angepasst», so Mediensprecherin Yvonne Dünser. Gemeinsam mit den Autoverladen am Lötschberg-, Simplon- und Furkatunnel wurden eigens spezielle Piktogramme in diesem Zusammenhang entwickelt.

Auch der Autoverlad am Furka (MGB) und der BLS setzen auf Signalisationen. So werden Passagiere über digitale Bildschirme darauf hingewiesen, Updates zu vermeiden, da die Dauer der Fahrten dafür nicht ausreicht.

Bis heute behindern nur wenige Fälle von stehen gebliebenen Autos den Verkehr der Fähren und Züge. Daher wurde bisher auf Bussen oder Umtriebskosten verzichtet. Dennoch prüft man etwa bei der Rhätischen Bahn Massnahmen, sollten sich die Fälle häufen. «Eine pauschale Umtriebsentschädigung mit klaren Anwendungskriterien könnte in Zukunft durchaus geprüft werden.»

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