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VW Käfer und VW ID.3

Treffen der Generationen

Heute ist Käfer-Tag. Nein, nicht die Insekten, sondern der kultige und beliebte Volkswagen. Er motorisierte die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg und war lange Zeit das meistverkaufte Auto der Welt. Ein grosses Erbe, welches sein elektrischer Enkel ID.3 antreten muss. Bei STREETLIFE kommts zum Generationen-Treffen.

Das erste Auto meines Vaters war ein grüner VW Käfer. Obwohl ich nicht einmal als Baby jemals darin hatte mitfahren können, war der ikonische Volkswagen mit seinem einzigartigen Design stetig präsent in meiner Kindheit und Jugend. Im Wohnzimmer stand eine Vitrine voller Käfer-Modelle in unterschiedlichen Grössen und Formen. Nur einer in Grün fehlte für lange Zeit.

Weltweiter Bestseller

Fast jede europäische Familie kann wahrscheinliche die eine oder andere Geschichte über den VW Käfer erzählen. Das Kult-Auto mobilisierte und motorisierte die Massen in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Was sich in den Absatzzahlen zeigte: Bis ins Jahr 2002 galt der Käfer als das meistverkaufte Auto der Welt. In 65 Jahren wurden 21,5 Millionen Exemplare des beliebten Modells verkauft. Die Produktion erster Prototypen startet schon 1938 und erst im Jahr 2003 lief der letzte Käfer vom Band – im VW-Werk in Brasilien. In Deutschland hatte VW die Produktion schon 1978 eingestellt. Es folgte mit dem Golf der nächste Besteller. Der Nachkomme des Käfers löste diesen 2002 als meistverkauftes Auto der Welt ab.

Sammlerstück mit viel Sympathie

Heute gilt der Käfer als Kult. Zu seinem guten Image haben neben dem Design sicher auch die Herbie-Filme (1968 bis 2005) mit der legendären Lackierung beigetragen. Gut erhaltene Modelle kosten in der Schweiz schnell zwischen 40'000 und 50'000 Franken. Im Kaufpreis inbegriffen ist eine grosse Welle der Sympathie. Wer mit einem Käfer durch die Stadt fährt, löst bei Passanten ein Lächeln aus und erhält hochgereckte Daumen gezeigt. Selbst andere Autofahrende reagieren gelassen, wenn es hinter einem Käfer mal etwas langsamer vorangeht oder früher gebremst wird.

Der Käfer hat einen längeren Bremsweg, beschleunigt schneller und eine trägere Lenkung als sein Sohn der Golf oder sein Enkel der ID.3. Ein technologischer Fortschritt, den niemand überraschen sollte. Ein heutiges Smartphone stellt in Sachen Rechenleistung auch den Macintosh-Computer von 1984 in den Schatten. Aber Käfer wie Mac repräsentieren Zeiten des Aufbruchs für ihre Branchen. Und während das iPhone den Macintosh beerbt hat, tritt bei VW der ID.3 das grosse Käfer-Erbe an und soll es ins Elektrozeitalter weitertragen.

Die Gemeinsamkeiten

Die Familienbande zwischen dem VW Käfer und dem ID.3 sind stärker, als ein erster Blick vermuten lässt. Denn der moderne Stromer hat viele Gemeinsamkeiten mit seinem Vorfahren. Das fängt beim Motor an. Ja, der Käfer hatte einen luftgekühlten und mit Benzin betriebenen Boxermotor und der ID.3 setzt auf einen emissionsfreien Elektromotor. Aber in beiden Modellen befindet der Antrieb im Heck und treibt die Hinterräder an.

Für Technikfans noch ungewöhnlicher ist, dass der ID.3 wie die ersten Käfer auf Trommelbremsen setzt. Eigentlich eine alte Technik. VW setzt seit 23 Jahren praktisch nur noch auf Scheibenbremsen. Der Grund für den angeblichen Rückschritt: E-Autos müssen weniger mit der Bremse verzögern, weil sie die Geschwindigkeit durch Rekuperieren (Energierückgewinnung) abbauen. Scheibenbremsen können aber Rost ansetzen, wenn sie nicht genutzt werden, was sich negativ auf die Bremswirkung auswirkt. Dieses Problem haben die Trommelbremsen nicht. Zudem sind sie leichter, was sich positiv auf die Reichweite auswirkt, und günstiger.

Mehr Qualität im Käfer

Auch im Innenraum gibt’s Parallelen zwischen dem Käfer und dem ID.3. Klar hat der Stromer passend zur heutigen Zeit zwei Bildschirme, was es zur Zeit seines Grossvaters noch gar nicht gab. Aber diese sorgen dafür, dass es ansonsten kaum mehr Schalter oder Knöpfe im Cockpit gibt – eben wie schon im Käfer. Obwohl der Stromer deutlich mehr Funktionen hat, wirkt er innen ebenso übersichtlich und reduziert wie sein Vorfahr. Und selbst der vordere Fussraum unter dem Armaturenbrett wirkt ähnlich luftig, weil er in beiden Modellen durchgehend offen ist. Schade allerdings, dass der ID.3 mit viel Plastik innen etwas lieblos wirkt. Das lässt den Käfer qualitativer wirken als seinen Nachkommen. Immerhin VW hat dies erkannt: Auf diesen Frühling hat VW den ID.3 überarbeitet und verbaut im Innenraum nun bessere Materialien.

Selbst beim Design ist die Verwandtschaft zu sehen, auch wenn die beiden sich nicht wie ein Ei dem anderen gleichen. Nach den eher nüchtern, schon fast langweilig gezeichneten VW-Modellen der vergangenen Jahre darf der ID.3 wieder etwas frecher aussehen. Mit den geschwungenen Linien erinnert er mehr an seinen Grossvater, den Käfer, als an seinen Vater, der Golf. Besonders markant ist die Front mit den nach aussen und oben gezogenen Leuchten, die dem ID.3 ein knuffiges freundliches Gesicht gebe. Schon der Käfer sah freundlich aus.

VWs Aufholjagd auf Tesla

Aber ob das reicht, um ein Sympathieträger für die Elektromobilität zu werden, wie der Käfer für das Auto? Bisher nicht! Aber die Konkurrenz ist auch deutlich grösser als in den 1950er Jahren, als der Käfer die Herzen unserer Grosseltern und Eltern eroberte. Zudem hat Tesla immer noch einen gewaltigen Sympathie-Vorsprung, weil die amerikanische Marke Elektroautos cool gemacht hat. Aber wenn meine Kinder mein Herz für Underdogs von mir erben werden, wird ihr erstes Auto vielleicht ja mal ein VW ID.3 und sie sammeln Modell-Versionen des Stromers.

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