Zum Hauptinhalt springen

Werbung

News •
Elektrischer Flop

Töff-Saison kommt auf Touren – aber E-Motorräder ohne Saft

An Ostern werden auch in der Schweiz die Motorräder aus den Garagen geholt. Nach wie vor sind das vor allem traditionelle Modelle – denn E-Varianten haben sich bei Töff-Fans (noch) nicht durchgesetzt. Das hat gute Gründe, sagen Experten.

Frühlingszeit ist Töffzeit. Mit steigenden Temperaturen nimmt in diesen Tagen auch die Lust auf Spritztouren auf zwei Rädern zu. Allerdings auf solche mit Sprit, nicht mit Strom. Denn E-Motorräder haben unter Töff-Fans nach wie vor einen sehr schweren Stand.

Es gäbe weder jetzt noch in absehbarer Zeit «auf irgendwelchen Märkten der Welt» eine nennenswerte Kundennachfrage nach E- Motorrädern, erklärte der Leiter von BMW Motorrad denn auch unlängst bei einer Präsentation in Lissabon.  BMW verschiebt die für 2026 vorgesehene Vorstellung des ersten E-Motorrads deshalb um mindestens ein Jahr. Auch viele andere Hersteller haben ihre Pläne in diesem Segment zurückgestellt.

Tatsächlich sind E-Motorräder weltweit kaum gefragt. Der Marktanteil leistungsstarker E-Töffs liegt etwa in Deutschland bei rund einem Prozent. In der Schweiz sind die Zahlen ähnlich dürftig.

Motorräder stehen für Emotionen und Freiheit

Für die Flaute im zweirädrigen E-Bereich gibt es gute Gründe, sagen Experten. René Klauser, Managing Director beim Kawasaki-Generalimporteur FIBAG, findet sogar, dass das Prinzip der E-Mobilität dem hiesigen Töffverhalten zu einem gewissen Grad widerspricht: «In der Schweiz sind Motorräder vor allem Hobby. Es geht nicht um Transport, sondern um Emotionen und um Spontanität. All das ist mit einem E-Töff ein bisschen schwierig».

Überspitzt gesagt sei Elektromobilität sogar das Gegenteil von Freiheit, Spontanität und Emotionen. Klauser: «Das ist tatsächlich eine Konfliktsituation». 

Im Zentrum dieses Problem steht die Reichweite. Wie bei den E-Autos zu Beginn leiden viele E-Motorräder heute noch unter geringen Reichweiten von unter 200 Kilometern. Wenn der Fahrerin oder der Fahrer mitten auf der Tour zu rechnen beginnen muss, killt das den Spass an der Sache.

Dabei wäre das Problem technisch lösbar. BMW etwa sei Batteriezellen absolut in der Lage, ein Motorrad mit einer Reichweite von 200 plus Kilometern zu bauen, so das Unternehmen am Rande einer Modellpräsentation in Lissabon. Solange die Kunden aber nicht bereit zum Kauf seien, sei ein Produktionsbeginn sinnlos.

Politik kein Faktor – der Preis schon

Generell lässt sich sagen, dass die Industrie bei E-Motorrädern im Vergleich zu E-Autos etwa zehn bis 15 Jahre hinterherhinkt. Das bedeutet auch, dass die Skepsis gegenüber neuen Technologien noch gross ist. Politische Aspekte («grün, links») würden dabei weniger eine Rolle spielen, sagt Klauser – obwohl der durchschnittliche Töff-Fahrende in der Schweiz «sicher eher konservativ» sei.

Stärker ins Gewicht fallen emotionale Aspekte. Das Rattern des Motors, die Vibrationen der Maschine, der Geruch, das Feeling – all das könne die tolle Beschleunigung der E-Varianten nicht wettmachen, so der Experte. Sogar bei den Viertakt-Motoren der grossen Kawasaki-Rädern gäbe es Leute, denen die Maschinen «zu fein» seien.

Beim Umstieg auf die E-Motorräder hakt es aber auch beim Preis. Denn E-Töffs sind deutlich teurer als konventionelle Modelle; die Unterschiede sind sogar noch grösser als bei E-Autos. Für die elektrische Variante bezahlen Kundinnen und Kunden schnell 50 bis 80 Prozent mehr.

Das ist eine Menge Geld, vor allem für Junge. Besonders bei Töffs mit kleineren Hubräumen verfügt das Zielpublikum oft noch nicht über das ganz grosse Portemonnaie. Letztlich also gilt bei E-Töffs das Gleiche wie bei E-Autos: Es braucht bezahlbare Einsteiger-Modelle mit einer anständigen Reichweite, damit sich das elektrische Prinzip auf breiter Ebene durchsetzen kann.

Davon sei man Stand heute noch ein Stück weit weg, gibt Klauser zu. Aber es gibt durchaus Grund zur Hoffnung: Hybrid-Modelle wie die Ninja 7 von Kawasaki bieten eine Zwischenform, die den Umstieg erleichtern kann. Und dann gibt es durchaus ein Segment, in dem E-Mobilität auf zwei Rädern bereits funktioniert: E-Roller haben sich in urbanen Gebieten etabliert, und dort gibt es mittlerweile ein enormes Angebot. Allerdings sind das definitiv nicht Motorräder, mit denen Töff-Fans an den Ostertagen über die Pässe fahren.

Werbung