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Pneuwechsel steht an

«Teurer ist nicht immer gleich besser»

Der Herbst steht vor der Tür und damit auch der nächste Reifenwechsel am Auto. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt dafür und woran erkennt man, ob es noch für eine weitere Saison mit den alten Reifen reicht? STREETLIFE hat sich bei einem Experten erkundigt.

Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Wer das ganze Jahr durch sicher sein Auto fahren möchte, wechselt zweimal im Jahr die Reifen. Doch wann ist der richtige Augenblick für den Radwechsel, welche Reifen soll man kaufen und wie lagert man die alten Pneus richtig? André Zimmerli, Geschäftsführer der Winterräder Direkt GmbH, ist mit solchen Fragen täglich konfrontiert. Für STREETLIFE beantwortet der Komplettradexperte die wichtigsten Fragen: 

Worauf sollte ich beim Kauf von Autoreifen achten?

Den Kauf von Autoreifen kann man mit dem Kauf von Schuhen vergleichen. Die Grösse muss stimmen und die Sohle sollte rutschfest und sicher sein. So auch beim Winterpneu. Ein Autoreifen muss aber noch viel mehr können. Er muss die Last des Fahrzeuges tragen und die damit gefahrene Geschwindigkeit aushalten können. Daher sind die Werte des Last- und Geschwindigkeitsindex wichtig und müssen mit jenen Angaben im Wagen übereinstimmen. Die Nummern sind auf dem Reifen selbst und an der Fahrertür zu finden. 

Auch preislich gibt es viel Spielraum. «Denn teurer ist nicht immer gleich besser», weiss Zimmerli und erklärt: «Es gibt qualitativ hochwertige Reifen, die günstiger zu haben sind.» Ein wichtiger Faktor beim Kauf seien zudem auch die Dimensionen der Reifen. «Der Preis variiert je nach Breite, Grösse und Marke. Am besten lässt man sich vor einem Kauf beraten.» Weiter seien sowohl der Fahrstil als auch die allgemeine Strassenregion, die man befährt, relevant. «Es ist ausschlaggebend, ob man in einer Bergregion oder auf dem Land lebt», sagt Zimmerli. 

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um die Räder zu wechseln?

«Grundsätzlich gilt die Faustregel von O bis O – also von Ostern bis Oktober sind Sommerreifen die richtige Wahl, danach folgen die Winterreifen», erklärt Zimmerli und ergänzt: «Wir empfehlen die Räder oder Reifen dann zu wechseln, wenn die Temperaturen dauerhaft unter oder über sieben Grad liegen.» 

Alternativ gibt es auch die Option der Allwetterreifen. Diese werden einmal montiert und bleiben auf dem Wagen, bis sie abgenutzt sind. Doch was meint der Fachexperte zu den Allroundern? «Allwetterreifen sind fahrbar ab minus 10 bis 30 Grad. Da sich diese Sorte von Reifen stark und schneller abnützen, über einen längeren Bremsweg verfügen sowie für erhöhten Spritverbrauch sorgen, empfehlen wir sie nur dann, wenn wenige Kilometer damit zurückgelegt werden.» Zimmerli fügt an: «Zudem sind Allwetterreifen in der Regel nicht so gut wie Sommerreifen auf trockenen Fahrbahnen oder Winterreifen auf Schnee und Eis.» 

Preislich bewegen sich die Allwetterreifen auf dem gleichen Niveau wie Sommer- und Winterreifen. «Allerdings ist die Auswahl einiges beschränkter», so Zimmerli. 

Montiere ich die Reifen lieber selbst oder in einer Garage?

Wer schon mal selbst einen Autoreifen gewechselt hat, weiss, dass dies ein Kraftakt ist. Deshalb lassen viele ihre Räder in einer Garage wechseln. Doch was ist besser für den vierrädrigen Liebling? «Dies ist eine individuelle Entscheidung», meint Zimmerli. Jedoch habe der Radwechsel in einer Garage seine Vorteile. «Er ist effizient und kann mit dem korrekten Drehmoment durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass der Fachmann das Rad noch auf Mängel prüft.» 

Entscheidet man sich für das selbstständige Wechseln, gibt es wichtige Punkte zu beachten, wie Zimmerli weiss: «Die Radmuttern sollte unbedingt mit einem Drehmomentschlüssel angezogen werden, da dies die notwendige Sicherheit gewährt. Nach dem Montieren sollte auch gleich der Reifendruck kontrolliert werden. Im Normalfall liegt dieser bei 2,5 bar, dies kann aber je nach Fahrzeug noch ein wenig abweichen.» Zimmerli gibt dafür einen Tipp: «Die eindeutige Angabe steht immer auf einer Plakette entweder bei der Fahrertür oder beim Tankdeckel des Fahrzeugs.» Wichtig zu beachten sei auch, dass im Winter 0,2 bar zusätzlich hinzugefügt werden sollten, da der Druck in den kalten Jahreszeiten schneller entweicht. 

Allerdings könnte die Frage des Reifendrucks bald der Vergangenheit angehören. Wie der Reifengigant Michelin angekündigt hat, kommt nächstes Jahr der erste Reifen ohne Luft auf den Markt. Dieser soll aus Lamellen aus Gummi, Polyesterharz und Kohlefasern bestehen, die mit der Felge verbunden werden. 

Wie lagere ich meine Reifen richtig?

Gehen wir davon aus, dass die Reifen nun abgenommen und ausgewechselt wurden. Doch wo lagere ich nun meinen anderen Satz an Reifen bis zum nächsten Wechsel? «Die Räder sollten immer trocken und vor UV-Strahlen geschützt beziehungsweise im Dunkeln gelagert werden, damit der Reifen in bester Qualität bleibt», so der Fachmann. Optional könne man sie auch beim Garagisten gegen einen Aufpreis lagern. 

Wann sind meine Reifen abgefahren?

Ist der Reifenwechsel fällig, kann es auch mal zu Überraschungen kommen. Wenn man etwa feststellt, dass die Reifen kaputt oder abgefahren sind. «Gemäss Schweizer Gesetz darf man die Reifen bis zur TWI-Markierung, die bei 1.6 Millimetern zwischen dem Reifenprofil liegt, herunterfahren», weiss Zimmerli und verweist damit auf Art. 58 der Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge (VTS). Die Profiltiefe kann man selbst mit einem Massstab beim Rad abmessen.  

Jedoch sollte man nicht so lange warten, bis man sich neue Gummischuhe für seinen fahrbaren Untersatz zulegt. «Wir empfehlen die Sommerreifen nur bis zu drei Millimeter und die Winterreifen nur bis zu vier Millimeter herunterzufahren, da danach die Sicherheit nicht mehr im vollen Umfang gewährleistet werden kann.» 

Zudem wird bei einem kaputten Reifen empfohlen, die Parallelachse ebenfalls zu ersetzen. Also wenn es einen neuen Reifen rechts hinten braucht, sollte gleichzeitig auch der linke ausgetauscht werden. Ansonsten könnte sich das negativ auf die Fahrstabilität des Wagens auswirken. Deutlich wird dies insbesondere bei Aquaplaning, Brems- oder Kurvenfahrten. Deshalb sollten die jeweiligen Achsen stets dasselbe Profil, dieselbe Marke und dieselben Dimensionen aufweisen.  

Befolgt man all diese Punkte, wird der nächste Reifenwechsel ein Kinderspiel.

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