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Theorieprüfungs-Bschiss

Strassenverkehrsämter rüsten auf: Strengere Kontrollen und gesicherte Räume

Die Zahl der Personen, die sich in der Schweiz die Auto-Theorieprüfung erschleichen will, steigt. Dabei agieren organisierte Tätergruppen mit ausgeklügelten Methoden. Die Vereinigung der Strassenverkehrsämter asa will nun auf mehr Kontrollen, gesicherte Prüfungsräume und Störsender setzen.

Die Betrugsfälle bei der theoretischen Autoprüfung nehmen in der ganzen Schweiz stark zu. Dies bestätigt die Vereinigung der Strassenverkehrsämter asa. «Ohne natürlich die Dunkelziffer zu kennen, stellen wir fest, dass die Zahl der aufgedeckten und angezeigten Fälle tendenziell steigend ist», erklärt Mediensprecherin Monica Di Mattia auf Anfrage von STREETLIFE. Und Di Mattia ergänzt: «Es handelt sich mittlerweile sicher nicht mehr um Einzeltäter.»

Zuletzt flog Mitte Oktober ein Fall im Kanton Bern auf. Die Kantonspolizei verhaftete zwei Männer, die im Verdacht stehen, seit Juni 2021 Prüflingen dabei geholfen zu haben, sich durch die Theorieprüfung zu schummeln. 32 Personen konnten dabei im Rahmen der Ermittlungen identifiziert werden, die den illegalen Service in Anspruch genommen haben.

Strengere Kontrollen und gesicherte Prüfungsräume

Gemäss Monica Di Mattia hat das ASA bereits auf die Häufung der Betrugsfälle reagiert und die zuständigen Aufsichtspersonen in den Strassenverkehrsämtern sensibilisiert und geschult. Der Kampf gegen solche organisierten Betrügergruppen soll jetzt aber weiter verstärkt werden, wie es heisst.

«Der Einsatz von technischen Hilfsmitteln wird diskutiert», so Di Mattia und weiter: «Mögliche technische Hilfsmittel sind Geräte oder Installationen im Prüfungsraum, welche die Kommunikation von Mobiltelefonen oder anderen Übertragungsgeräten wie für Funk oder Bluetooth aus dem Prüfungsraum hinaus oder hinein unterbinden oder detektieren.»

Laut Jessica Friedli, Mediensprecherin der Kapo Bern, stehe die Polizei zudem in engem Austausch mit den entsprechenden Strassenverkehrsämtern, um den Betrügereien entgegenzuwirken.

Fälle in vielen Deutschschweizer Kantonen

Betrugsfälle rund um die Autotheorieprüfung sind auch aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt und Basel-Land, Luzern, Schaffhausen, Solothurn und Waadt bekannt. Sie sollen alle auf das Konto der beiden durch die Kantonspolizei Bern verhafteten Männer gehen. Dabei handelt es sich um einen 34-jährigen Deutschen und einen Mann (35) aus Syrien. 

Doch auch in der Ostschweiz konnte die Polizei kürzlich einer Gruppierung auf die Schliche kommen. So wurde Anfang Juli im Kanton St. Gallen eine Nordmazedonierin im Prüfungssaal beim Schummeln erwischt. Wenig später klickten für drei Männer, ein Schweizer und zwei Kosovaren, die Handschellen.

Die Masche der Betrüger ist allen bekannten Fällen die gleiche: Gegen eine vereinbarte Bargeldsumme rüsten sie die Prüflinge vor dem Strassenverkehrsamt mit technischem Equipment wie Sender, versteckte Kameras und Ohrknöpfe aus, durch die sie dann die korrekten Prüfungsantworten den Teilnehmenden ins Ohr flüstern. Wie diese und weitere Betrugsmaschen funktionieren, darüber hat STREETLIFE bereits berichtet.  

Hohes Strafmass für Täter und Prüflinge

In allen aufgeflogenen Fällen wurden die Theorieprüfungen zwischenzeitlich als nichtig erklärt. Sowohl die Tätergruppen als auch die Prüflinge müssen mit einer Strafe wegen «Erschleichung einer falschen Beurkundung» rechnen. Dies wird laut Strassenverkehrsgesetz (Art. 97 Abs. 1 lit. D SVG) mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft.

Noch unsicher ist, ob die schummelnden Prüfungsteilnehmenden überhaupt noch einmal für die Theorieprüfung zugelassen werden. Diese Entscheidung liege, laut Di Mattia bei den Strafverfolgungsbehörden der jeweiligen Kantone. 

Würdest du deine Theorieprüfung nochmals bestehen? Finde es in diesem Test heraus 

Massive Zunahme auch in Deutschland

Auch bei unserem nördlichen Nachbarn werden immer häufiger Betrügereien bei der Theorieprüfung bekannt. Mit 2700 aufgeflogenen Fällen seit Anfang 2023 habe man mittlerweile sogar einen neuen Höchststand erreicht, verkündete der TÜV-Verband Mitte Oktober. 

Statistik Theorieprüfung in der Schweiz

Wer sich ans Lenkrad eines Autos setzen will, muss im Besitz eines gültigen Führerscheins sein. Doch um den zu erlangen, muss man erstmal eine theoretische Prüfung bestehen. Doch daran scheitern bereits eine Vielzahl an angehenden Autolenkerinnen und Lenker in der Schweiz. So fielen laut der Statistik der Vereinigung der Strassenverkehrsämter ASA, im Jahr 2022 mit 47'119 Prüflingen, jeder Dritte Teilnehmer durch. Insgesamt gingen 167’781 angehende Lenkerinnen und Lenker 2022 an die theoretische Prüfung.

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