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«Seit 39 Jahren die gleichen Preise – wer kann das sonst behaupten?»
Konstanz als Erfolgsrezept: Ines Nägeli führt die Auto Zürich (vom 30.10. bis 2.11) mit viel Herzblut, Bodenhaftung und klarem Konzept in die Zukunft. Ein Gespräch über Emotionen in Zeiten der Kosteneffizienz – und warum sie in Oerlikon lieber Plug-and-Play statt Bling-Bling hat.
Frau Nägeli, die Zahlen der Auto Zürich sind jedes Jahr erstaunlich stark. Was machen Sie anders als andere Messen, die zuletzt Mühe bekamen?
Wir bleiben schlicht am Boden. Das ist kein Marketing-Spruch – das ist unser Prinzip. Nach Corona haben wir das «Plug and Play»-Konzept ausgebaut. Das bedeutet: Wir übernehmen für die Hersteller und Händler den gesamten Standbau, das Design, die Technik, die Kommunikation. Alle Marken treten gleich auf – im dunklen, ruhigen Design. Keine blinkenden Lichter, kein Wettrüsten um den lautesten Auftritt. Der Fokus liegt allein auf den Autos. Das schafft Fairness, Klarheit und eine gewisse Ruhe in der Wahrnehmung.
Das klingt fast nach einem Gegenentwurf zum internationalen Messezirkus.
Ja, das ist es auch. Wir wollten eine Plattform, auf der sich alle Marken gleich präsentieren können – vom Kleinimporteur bis zur Premiummarke. Es geht nicht um Prestige, sondern um das Erlebnis für Besucherinnen und Besucher. Das Konzept hat sich bewährt. Bei uns soll jedes Auto dieselbe Bühne bekommen. Das schafft Konstanz und Vertrauen – und ist einer der Gründe, warum wir seit 39 Jahren erfolgreich sind.
Apropos 39 Jahre: Sie werben damit, dass Ihre Preise seit fast vier Jahrzehnten unverändert sind. Stimmt das wirklich?
Ja, das stimmt tatsächlich. Wir haben seit 39 Jahren die gleichen Standpreise. Wer kann das sonst noch behaupten? Das ist kein Zufall, sondern Ausdruck unserer Philosophie. Wir wollen, dass Aussteller und Händler wissen: Hier bekommen sie Verlässlichkeit. Keine Preisspirale, kein künstliches Aufblasen. Und ja, das geht – wenn man mit schlanken Strukturen arbeitet, mit einem treuen Team und klaren Werten.
Die Auto Zürich ist eine Verkaufsmesse. Warum halten Sie so konsequent daran fest?
Weil es funktioniert. Wir verstehen uns als Händlermesse, nicht als Showbühne. Der Besucher soll vergleichen, anfassen, erleben – und im besten Fall kaufen. Das unterscheidet uns von vielen anderen Formaten.
Trotzdem: Mit rund 70 Marken und steigenden Besucherzahlen wirkt die Messe inzwischen fast international.
Von der Grösse her vielleicht, aber wir bleiben eine Schweizer Messe. Unsere Stärke ist die Nähe: Händler aus der Region, Kunden aus der Region. Natürlich kommen inzwischen auch Gäste aus dem Ausland, aber das ist nicht unser Hauptfokus. Wir sind ein Treffpunkt der Schweizer Automobilwelt.
Was bedeutet der Standort Zürich-Oerlikon für Sie? Denken Sie über einen Wegzug nach?
Nein. Die Anbindung in Oerlikon ist perfekt, der Standort gesetzt. Wir füllen die Messe Zürich mittlerweile von unten bis oben und hoffen, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Wo können Besucherinnen und Besucher dieses Jahr den berühmten «Wow-Moment» erleben?
Da gibt es einige! Besonders stolz sind wir auf die neue Halle 7, unser sogenanntes «Penthouse». Früher war das die Tuning- und Motorsporthalle. Heute präsentieren sich dort viele neue Marken, darunter Maserati als Rückkehrer, Genesis, BYD, Denza, Zeekr und Xpeng. Das verleiht der Messe einen frischen Glanz. Ausserdem haben wir im Foyer einen Bereich für Moto geschaffen, der kostenlos zugänglich ist – vor dem Drehkreuz. Wer einfach nur ein bisschen Messe-Luft schnuppern will, kann das tun, ohne Ticket. Auch das ist Teil unserer Offenheit.
Sie sprechen von Offenheit – wie spürt man das beim Thema Elektromobilität und Transformation?
Wir treiben die Transformation nicht aktiv an, aber wir begleiten sie. Wir verstehen uns als Plattform für Wissenstransfer. Viele Menschen sind verunsichert: Soll ich jetzt ein Elektroauto kaufen? Was, wenn der Strom teurer wird? Wir beantworten solche Fragen konkret – zum Beispiel in Kooperation mit Partnern wie Avia Volt, die erklären, was Ladeinfrastruktur bedeutet, ob für Eigenheimbesitzer, Mieter oder Unternehmen. Und wir bieten Testfahrten mit 46 E-Fahrzeugen an – so viele wie noch nie.
Wie stark prägt Elektromobilität die Messe inzwischen?
Sehr stark, aber ohne Dogma. Wir zeigen Vielfalt – vom Stromer bis zum klassischen Verbrenner. Viele Menschen sind verunsichert, und wir geben ihnen Orientierung, ohne zu belehren. Uns ist wichtig, dass die Besucher selbst entscheiden können, welche Technologie zu ihnen passt.
Neben Stromern und Familienautos gibt es bei Ihnen auch Oldtimer und Luxusfahrzeuge. Warum diese Mischung?
Weil das Auto Emotion ist. Das bleibt – egal, welche Technologie darunter steckt. Menschen wollen ein Auto sehen, anfassen, erleben. Wie sich eine Tür anhört, wie der Innenraum riecht – das sind emotionale Momente, die kein Bildschirm ersetzt.
Gab es auch etwas, das Sie bewusst ausgeschlossen haben?
Ja, wir bleiben beim Thema Auto. Alles, was mit Mobilität im automobilen Sinn zu tun hat – also Zubehör, Ladestationen oder Services – passt. Aber wir bleiben Auto Zürich, nicht Mobilität Zürich.
Sie haben die Philosophie von Auto Zürich-Gründer Karl Bieri weitergeführt – aber auch modernisiert. Wie läuft die Zusammenarbeit mit ihm heute?
Sehr gut. Karl Bieri ist der Gründer, Präsident und strategische Kopf. Ich profitiere enorm von seiner Erfahrung. Operativ hat er mir die Verantwortung übergeben, aber wir tauschen uns täglich aus. Er lässt mir Freiheiten, steht aber beratend zur Seite – das ist Gold wert. Ich sehe meine Aufgabe darin, Stabilität zu bewahren und gleichzeitig behutsam zu modernisieren. Aber das Herz der Auto Zürich bleibt, wie es immer war: nahbar, ehrlich, händlerorientiert.
Was ist Ihre persönliche Vision? Was wollen Sie selbst in Zukunft verändern oder weiterentwickeln?
Der Charakter der Messe bleibt. Natürlich habe ich auch eigene Schwerpunkte – wir nutzen etwa vermehrt neue Möglichkeiten – etwa digitale Werbemittel oder KI in der Kommunikation. Wichtig ist vor allem, dass wir wirtschaftlich gesund bleiben und weiterhin als nahbare Plattform für Händler und Besucher existieren.
Bei einigen jungen Menschen war in den letzten Jahren ein gewisses Misstrauen gegenüber Autos spürbar. Hat sich das Publikum verändert?
Erstaunlicherweise kaum. Die Begeisterung bei uns ist ungebrochen. Wir haben junges Publikum, Familien, Sammler, Tuning-Fans. Viele kommen, um Autos zu erleben, die man sonst nicht zu sehen bekommt – vom kleinen Fiat 500 bis zum Hypercar. Das ist die Vielfalt, die uns ausmacht.
Wann ist die Auto Zürich für Sie persönlich ein Erfolg?
Wenn drei Dinge stimmen: Die Besucher sind begeistert, die Aussteller sind erfolgreich – und wir alle sagen: Das war’s wert, nächstes Jahr kommen wir wieder. Wenn dann noch ein neuer Besucherrekord dazukommt, sind unsere Ziele erreicht. Am Ende geht’s um das Gefühl. Und um die Verlässlichkeit, die uns seit 39 Jahren trägt.

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