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Super-Scanner jagen Falschparkende in Waldshut – bald auch in der Schweiz?
In Süddeutschland starten derzeit mehrere Städte Pilotversuche mit hocheffektiven Scanner-Autos, die Falsch- und Schwarzparkende erfassen. Wie der Chef des für die Technik zuständigen Unternehmens gegenüber STREETLIFE bestätigt, steht man auch mit Schweizer Interessenten in Kontakt.
In Süddeutschland geht es Parksündern mit Hightech an den Kragen. Sie sehen aus wie die Google-Autos mit den Kameratürmen – nur, dass sie nicht Strassen abfotografieren, sondern Parksünderinnen und -sünder jagen: Cityscanner. Auf dem Dach steckt modernste Lidar-Technologie (die auch für autonom fahrende Autos verwendet wird), die im Vorbeifahren Nummernschilder erfasst. Auf den Zentimeter genau, bis Tempo 70 – und vor allem: hocheffektiv. Wo Kontrollierende zu Fuss vielleicht 50 Fahrzeuge pro Stunde schaffen, knackt ein Scanner-Car locker die Tausender-Marke.
Andreas Fleischmann, Chef des für die Technik zuständigen Unternehems DCX Innovations, erklärt im Gespräch mit STREETLIFE: «Das System erkennt unter anderem, ob jemand nur kurz hält oder parkt. Diese Cityscanner sind weit mehr als nur ein Auto mit einer Kamera auf dem Dach».
Ein Signal mit Wirkung
Tatsächlich findet aktuell vor allem im Süden Deutschlands eine regelrechte Offensive an Pilotversuchen mit den Hightech-Autos statt. In Heidelberg und Mannheim wird digital nach Falsch- und Schwarzparkierenden gescannt. Baden-Würtemberg hat dafür grünes Licht gegeben, indem es als erstes deutsches Bundesland den Einsatz von Scanner-Autos gegen Parksünder erlaubt hat. Es ist ein Signal mit Wirkung: Nächstes Jahr sollen die Cityscanner auch in Städten wie Freiburg zum Einsatz kommen.
Waldshut testet Schweizer Nummernschilder
Für Schweizerinnen und Schweizer besonders brisant: Auch Waldshut-Tiengen will ab Anfang 2026 Cityscanner einsetzen – mitten im Schweizer Shopping-Hotspot. Wer dort falsch parkt oder das Ticket vergisst, könnte schon bald digital erfasst werden. Fleischmann: «In Waldshut geht es neben Parksünden auch darum, ob das System Schweizer Nummernschilder korrekt erkennt.» Für Shoppingtouristen, die am Samstag schnell zum Einkauf an den Hochrhein fahren, könnte es also bald teuer werden.
Basel – Scanner-Cars bereits im Boot
Doch die Technik ist bei uns bereits im Einsatz, wie Fleischmann gegenüber STREETLIFE bestätigt. In Basel wurde dieses Jahr die Parkplatz-Situation in Kleibasel und speziell rund um den Bahnhof – dort also, wo der sogenannte «Superblock» geplant ist – per Scanner-Cars analysiert und ausgewertet, wie auch die Stadt Basel auf Anfrage bestätigt. Dieses Projekt zeigt, wozu die Technik auch im Stande ist: Statt wie bisher Studierende mit Zählaufträgen aufzubieten, wurde die Verkehrsfrequenzen nun mittels Cityscanner gemessen. Um Bussen ging es dabei nicht – «noch nicht», wie Fleischmann präzisiert.
Motion bereits eingereicht
Tatsächlich steht das Tor für einen «scharfen» Einsatz der Scanner-Cars in der Schweiz bereits weit offen. So hat SP-Politikerin Leoni Bolz im Basler Grossen Rat Ende Juni eine Motion eingereicht. Diese fordert, dass die Verkehrskontrolle wieder verstärkt werden. Der Hintergrund: 2023 sank die Zahl der Ordnungsbussen in Basel auf ein Rekordtief – unter anderem deshalb, weil die Polizei zu wenig Personal hat. Bolz schlägt deshalb vor, die Aufgabe teilweise an private Sicherheitsfirmen auszulagern. Und sie fordert, dass die Regierung digitale Tools zur Unterstützung prüft – unter anderem Scanner-Cars.
In Polen ein Millionengeschäft
Ob und wann Schweizer Autofahrende wirklich vom digitalen Kontrolleur auf vier Rädern gebüsst werden, ist offen. Klar ist aber: Die Technik ist einsatzbereit, die Pilotprojekte laufen, und die Politik drängt auf ihren Einsatz. Bleibt die Frage nach Datenschutz und Verhältnismässigkeit. Wieviel Überwachung ist nötig, um freie Parkplätze und sichere Strassen zu garantieren? Und wer darf Bussen ausstellen – die Polizei oder Private?
Seine Firma führe lediglich Analysen wie in Basel eigenhändig durch, erklärt Fleischmann. Für die Fahndung werde das System an Behörden verkauft. Ein lukrativer Deal – für beide Seiten, wie der DCX Innovations-Manager betont: «In Polen werden Cityscanner seit Jahren erfolgreich eingesetzt – mit zig Millionen an eingenommenen Bussgeldern».
Wie funktioniert die Kontrolle mit den Scan-Fahrzeugen genau?
Cityscanner haben auf dem Dach Kameras installiert, mit denen sie im Vorbeifahren die Nummernschilder von parkenden Autos erfassen können. Die Kennzeichen werden dann mit einer Datenbank abgeglichen. Kontrollen mit dem Scanner-Auto funktionieren nur dort, wo die Parkberechtigungen digital erfasst sind. Bei normalen Parkplätzen sind Parkscheinautomaten erforderlich, an denen die Nutzer beim Lösen eines Parkscheins das Kennzeichen ihres Autos eingeben müssen. Auch Bewohnerparkausweise oder Sondergenehmigungen müssen digital erfasst sein. Nach Angaben des Herstellers können die Scanner-Autos kontrollieren, ob der Fahrer für einen kostenpflichtigen Parkplatz ein Parkticket gelöst hat oder einen Anwohnerparkausweis hat. Sie können aber auch Falschparker erkennen – etwa Fahrzeuge, die auf Radwegen und Busspuren abgestellt sind. Das sei «wichtig für die Sicherheit, denn die Zahl der Unfälle aufgrund falschparkender Fahrzeuge ist in den letzten Jahren massiv gestiegen», so Andreas Fleischmann.

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