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22-Jähriger vor Gericht

Mit Kokain am Steuer – Lenker driftet auf Bushaltestelle zu

Ein 22-jähriger HSG-Student will auf einer Spritztour seine Fahrkünste zum Besten geben – und überschätzt sein Können masslos. Statt eines coolen Drifts riskiert er das Leben von zehn Personen an einer Bushaltestelle. Am Donnerstag steht er dafür vor Gericht.

Zum Vorfall kommt es letzten Juni im zürcherischen Volketswil. An diesem Montagabend ist der BWL-Student mit seinem gleichaltrigen Kollegen im Auto unterwegs. Der Schweizer sitzt am Steuer eines BMW M3 Competition und will seine Fahrkünste unter Beweis stellen. Dafür hat er am 510 PS starken Fahrzeug extra den Allradantrieb deaktiviert und die Traktionskontrolle DSC reduziert, so steht es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft, die STREETLIFE vorliegt.

Das Ziel des Junglenkers: Weil so die Kraft über die Heckachse auf die Strasse kommt, kann er den Wagen spritziger fahren und in den Kurven zum Driften bringen. Eine Entscheidung, die für den Junglenker nun aber harte Konsequenzen haben könnte. Am Donnerstag muss er sich für die Ereignisse an diesem Sommerabend verantworten. Es droht eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten bedingt. 

Drogen und Alkohol im Spiel

Schon bevor sich der Wirtschaftsstudent an diesem Abend ans Lenkrad setzt, lässt er es krachen. Wie die Ermittlungen später zeigen, trinkt er Alkohol und konsumiert Kokain. So stellt die Rechtsmedizin 2,4 Mikrogramm pro Liter beim Drogentest fest. Und gerade Kokain ist für die Wirkung bekannt, dass es das Selbstbewusstsein steigert und dadurch eine Selbstüberschätzung begünstigt.

Tatsächlich kommt es nur kurz später zu einer solchen Fehleinschätzung. Kurz nach 21.30 Uhr beschleunigt der 22-Jährige den BMW an einer Kreuzung so stark, «dass die hinteren Antriebsräder durchdrehten», heisst es in der Anklageschrift. Dann geht alles ganz schnell. Statt eines sauberen Drifts, verliert der Junglenker die Kontrolle über das Fahrzeug. Das Fahrzeugheck bricht nach links aus und das Auto schleudert ungebremst und unkontrolliert auf eine Bushaltestelle zu. Zu diesem Zeitpunkt warten dort gleich zehn Personen auf den nächsten Bus.

Wie die Aufnahme der Spurensicherung der Kantonspolizei Zürich zeigt, schlittert das Fahrzeug nur wenige Meter vor dem Bushäuschen übers Trottoir in die Wiese, wo es schliesslich an einem Baum zum Stehen kommt. «Durch dieses Fahrmanöver schuf der Beschuldigte für andere Verkehrsteilnehmer eine konkret stark erhöhte Unfallgefahr mit möglichen Verletzungs- oder gar Todesfolgen», schreibt der zuständige Staatsanwalt in seiner Anklageschrift weiter. 

Fahrerflucht mit Ölspur

Gegen 21.40 Uhr melden sich Augenzeugen bei der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Zürich. Sie geben an, dass der Lenker den beschädigten BMW wieder auf die Strasse zurückgesetzt habe und davongefahren sei. Dabei hinterlässt der Wagen eine deutliche Spur. Die Kollision mit dem Randstein hat die Ölwanne beschädigt, wodurch das Motorenöl ausläuft und auf die Strasse tropft. 

Die ausgerückte Polizei muss aber nicht erst dieser Spur folgen. Der 22-jährige BMW-Lenker meldet sich kurz danach selbst bei der Polizei. Er gibt an, dass er sich rund 300 Meter von der Unfallstelle entfernt aufhalte. Dort wurden er und der Mitfahrer schliesslich verhaftet. 

Fahrer ist geständig

Die Staatsanwaltschaft hat den Beschuldigten wegen qualifiziert grober Verletzung der Verkehrsregeln, wegen Führens eines nicht betriebssicheren Fahrzeugs und wegen Übertretung des Betäubungsmittelgesetzes angeklagt. Der Staatsanwalt fordert eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten bedingt sowie eine Busse von 1700 Franken.

Der Prozess gegen den Beschuldigten startete am Donnerstag gegen zehn Uhr. Der 22-jährige Wirtschaftsstudent erschien in einem dreiteiligen Nadelstreifen-Anzug vor Gericht, wirkt angespannt und nervös. «Als HSG-Student, ist das ein schlaues Verhalten, welches Sie an den Tag gelegt haben?», fragte ihn der Richter. Er gab bezüglich Kokainkonsum zur Antwort: «Nein. Aber das ist leider unter Studenten keine Seltenheit.»

Nach einer kurzen Verhandlung und einer ebenfalls kurzen Beratungszeit eröffnete das Gericht das Urteil. Die Richter folgten dem Antrag der Staatsanwaltschaft und verurteilten den 22-Jährigen zu einer bedingten Freihheitsstrafe von 18 Monaten und einer Busse von 1700 Franken. «Ich hoffe, Sie lernen etwas daraus», sagte der Richter abschliessend. Der stark beschädigte BMW M3 Competition wurde unterdessen vom Vater des Studenten bei den Behörden abgeholt. Er ist der rechtmässige Besitzer des Wagens.

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