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Kommt jetzt das E-Trotti-Nachtverbot?
Alkohol, Leichtsinn, Unfall – der gefährliche Dreiklang auf dem E-Trottinett. Die meisten schweren Unfälle passieren eigenverschuldet und wegen Alkohol. Besonders junge Erwachsene nehmen die Gefahr bewusst in Kauf. Die Stadt Zürich denkt nun über ein nächtliches Fahrverbot nach.
Bus verpasst, zu lange Fusswege oder einfach so, weil sie gerade verfügbar sind: Es gibt viele Gründe, um mit dem E-Trottinett zu fahren. Wie ein Blick in die Unfallstatistik zeigt, tun dies junge Erwachsene häufig auch im alkoholisierten Zustand: 86 Prozent der schweren Elektro-Trottinett-Unfälle sind selbst verursacht. Als Ursache steht Alkohol ganz oben auf der Liste, wie die Stiftung für Prävention der AXA am Dienstag in einer Mitteilung schreibt.
Werden die E-Trottis in Zürich nachts bald deaktiviert?
In einer zweijährigen Studie untersuchten Verhaltensforscher der ZHAW mit Unterstützung der AXA-Stiftung die Gründe, warum junge Erwachsene nachts gerne das E-Trotti als Fortbewegungsmittel wählen. Die Resultate präsentierten sie am Dienstagabend in einem Referat im Toni Areal in Zürich. Im Fokus stand zudem die Frage, wie sich solche Unfälle künftig vermeiden lassen.
Für Wernher Brucks, Leiter Verkehrssicherheit bei der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich, wäre eine Regulation denkbar: «Man könnte testen, was passiert, wenn man die E-Trottis am Wochenende zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens an neuralgischen Orten deaktiviert. Wenn die Unfallzahlen mit Alkohol dann stark sinken, hätten wir gute Gründe, das gemeinsam mit den Anbietern permanent umzusetzen», so der Sozialpsychologe.
Gruppendruck entscheidet oft
Wie die Studie gezeigt hat, handelt es sich meistens um eine spontane Entscheidung, bei der der Gruppendruck eine grosse Rolle spielt. Sprich: Wer mit einer Gruppe unterwegs ist, die den ÖV nehmen will, um von der Bar in einen Club zu kommen, bleibt tendenziell vernünftiger. Steigen die Kolleginnen und Kollegen jedoch aufs Trotti, steigt die Versuchung mit.
Ein Teil der Studie bestand aus nächtlichen Befragungen von E-Trotti-Nutzern und Passanten in den Städten Bern, Basel und Zürich. Die Antworten der Teilnehmenden waren überraschend ehrlich. Sie wissen zwar, dass man nicht alkoholisiert, zu zweit oder auf dem Trottoir fahren darf – haben es aber trotzdem schon gemacht.
«Sie kennen die Risiken und nehmen sie in Kauf»
Für Projektleiter und Verhaltensforscher Markus Hackenfort von der ZHAW ist vor allem spannend, dass Selbstüberschätzung in diesem Fall kein Thema ist: «Das ist relativ selten. Es kommt oft vor, dass sich die Befragten den Risiken zwar bewusst sind, jedoch davon ausgehen, dass ihnen das nicht passiert. Hier wissen die Befragten, dass ihr Verhalten falsch ist und sie sich dabei verletzen könnten.» Trotzdem würden sie es in Kauf nehmen. «Der Wunsch, spontan von A nach B zu kommen, überwiegt in dem Moment.»
Bessere Bedingungen fördern statt Verbote aussprechen
Statt Regeln und Verbote setzt der Forscher jedoch auf andere Ansätze: «Wir sollten Bedingungen fördern, die sichere Entscheidungen einfacher machen – im Moment der Entscheidung selbst», erklärt Markus Hackenfort. Die Mobilitätsentscheidung müsse früher begleitet werden – «idealerweise, bevor man ausgeht.»
Wer sich zum Beispiel bereits im nüchternen Zustand über die Rückreise Gedanken mache, sei weniger anfällig für spontane und möglicherweise riskante Entscheidungen. Gleichzeitig brauche es mehr Informationen über sichere Alternativen und deren Attraktivität: Etwa durch kürzere Wartezeiten bei den öffentlichen Verkehrsmitteln oder eine bessere Sichtbarkeit der alternativen Möglichkeiten.
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