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«Kindergärtler können Gefahren nicht richtig erkennen»
Mit Verkehrsschulungen in Kindergärten ebnet die Stadtpolizei Zürich Kindern den Weg zu einem verantwortungsvollen Verhalten im Verkehr. Was die Entwicklung des Kindes damit zu tun hat und welche Rolle Eltern und Mitmenschen spielen – STREETLIFE klärt auf.
Wer täglich im Verkehr unterwegs ist, weiss, dass es von allen Beteiligten viel Aufmerksamkeit braucht, damit die Strassen sicher sind. Besonders für kleine Kinder birgt der Verkehr viele Gefahren. Erst recht, wenn sie nicht wissen, wie sie sich zu verhalten haben.
Laut dem Bundesamt für Unfallverhütung (BFU) sterben in der Schweiz jährlich sieben Kinder bei Verkehrsunfällen. Rund 80 Prozent der Kinder, die sich bei einem Verkehrsunfall schwer oder tödlich verletzen, sind zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs. 40 Prozent der Unfälle geschehen zudem auf dem Schulweg.
«Kindergärtler schätzen Geschwindigkeiten falsch ein»
Um diese Gefahr auf dem Weg ins Klassenzimmer so stark wie möglich zu reduzieren, setzt die Stadtpolizei Zürich schon bei den Kleinsten an. Schulinstruktoren wie Reto Grossmann führen in Kindergärten nach den Sommerferien Verkehrsschulungen durch. «Ihr Entwicklungsstand ist noch nicht so weit, dass sie Gefahren richtig erkennen können», weiss der Polizist. «So haben sie etwa Mühe, Geschwindigkeiten einzuschätzen. Ein Kind sieht zwar, dass ein Auto kommt, aber nicht, wie schnell es sich nähert.»
Tatsächlich können Kinder laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU erst im Alter von acht bis neun Jahren zuverlässig bestimmen, aus welcher Richtung bestimmte Geräusche kommen. Zudem entwickle sich das Bewusstsein für Gefahr erst zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr vollständig.
Auch die Grösse des Kindes ist massgebend. «Kleinkinder können schnell übersehen werden», erklärt Grossmann. «Sie sind zudem sehr verspielt und leicht abzulenken, was sie unberechenbar macht, selbst wenn sie sich auf dem Trottoir bewegen.»

Vom Strassenüberqueren bis hin zur Social-Media-Kompetenz
Bei der Stadtpolizei Zürich hat die Prävention einen hohen Stellenwert. Grossmann: «Wir haben das Privileg, eine eigene Abteilung für Schulinstruktionen zu haben. Das gibt uns die Möglichkeit, Kinder vom Kindergarten bis hin zur dritten Oberstufe in Sachen Verkehr und Kriminalprävention zu unterrichten.»
Während es im Vorschulalter primär um das Erkennen der Gefahren im Strassenverkehr geht, kommen mit zunehmendem Alter weitere Themen auf den Stundenplan: «In der vierten Klasse lernen sie in Doppellektionen Regeln zu befolgen und Respekt gegenüber anderen zu haben. In der fünften Klasse geht es dann bereits um das Thema soziale Medien und der sichere Umgang mit dem Internet. In der Oberstufe sind es dann die Lektionen zur Kriminalprävention», erläutert Grossmann das Präventionsprogramm.

Polizei nimmt Eltern in die Pflicht
Mit Unterrichtsstunden alleine ist es aber nicht getan. Gemäss Grossmann brauche es dringend die Unterstützung der Erziehungsberechtigten: «Als Elternteil spielt man eine grosse Rolle in der Verkehrserziehung des Kindes. Man hat eine Vorbildfunktion. Ein Beispiel: Wenn sie mit dem Kind unterwegs sind, dann gehen sie nicht bei Rot über die Strasse. Denn das Kind lernt auch vom Abschauen.» Aus diesen Grund bietet die Stadtpolizei Zürich regelmässig Elternveranstaltungen an, an denen über die Verkehrserziehung informiert wird.
Doch die Verantwortung liege laut Grossmann nicht nur bei den Eltern. «Es braucht die Hilfe von allen, um die Verkehrssituation für alle Beteiligten sicher zu machen.» An die Fahrzeuglenkende gerichtet, betont Grossmann: «Zum einen ist Geduld wichtig. Wenn zum Beispiel an einer Strassenüberquerung ein Kind wartet, dann muss man ihm die Zeit geben, um entscheiden zu können, ob es nun über die Strasse gehen will oder nicht.»
Zum anderen sollte man vor allem in Quartieren immer vorsichtig unterwegs sein, so Grossmann. «Besonders in der Nähe von Schulen, erfordert es immer eine hohe Aufmerksamkeit und Bremsbereitschaft.»

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