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Fakten •
Experten warnen

Jedes zweite Kind ist nicht korrekt gesichert im Auto

Viele Kinder werden bei Unfällen schwer verletzt oder getötet, weil ihre Kindersitze entweder nicht richtig montiert oder gar nicht vorhanden sind. Was man bei der Kindersicherung im Fahrzeug beachten muss, erklärt die Baloise-Versicherung bei ihrem diesjährigen Crashtest.

Ein Paar ist mit seinen drei Kindern in ihrem VW Golf unterwegs. Zwei der Kids befinden sich auf der Rückbank: Das dreijährige liegt hinten links in einem rückwärtsgerichteten Kindersitz, das sechsjährige sitzt in der Mitte und ist mit einem Bauchgurt angeschnallt. Und weil das Baby heute so quengelig ist, nimmt es die Mutter zu sich auf den vorderen Beifahrersitz. Die Strecke ist nicht weit – es sind nur 15 Kilometer bis zu den Grosseltern, die die junge Familie heute besuchen will.

Am Steuer sitzt der Vater: Er fährt innerorts mit den erlaubten 50 km/h. Im Nachbardorf hat es neu eine Baustelle, bei der die Autofahrer zwei Betonelemente umfahren müssen. Weil die Kinder auf der Rückbank gerade miteinander streiten, ist der Vater einen kurzen Moment unachtsam – mit fatalen Folgen. Er bemerkt nicht, dass die Spur nach links führt und fährt stattdessen geradeaus: Das Auto prallt mit voller Wucht in eines der Betonelemente.

Crashtest mit Fokus Kindersicherung

Verletzt wurde in dieser Geschichte zum Glück niemand – denn es handelt sich hierbei um eine fiktive Situation mit Dummys im Dynamic Test Center in Vauffelin. Jedes Jahr organisiert die Baloise-Versicherung hier einen Crashtest, mit dem sie Verkehrsteilnehmende auf verschiedene Gefahren sensibilisieren will. Dieses Jahr lag der Fokus auf dem Thema Kindersicherung.

Fatale Folgen beim Crash für falsch gesicherte Kinder

Und obwohl die Situation nicht echt ist, lassen die Slowmo-Aufnahmen einen trotzdem leer schlucken: Sie zeigen, was beim Aufprall mit den einzelnen Insassen in unserer erfundenen Geschichte passieren würde – und das obwohl das Fahrzeug «nur» mit 50 km/h unterwegs ist.

«Baby wäre tot»

«Das Baby, das auf dem Schoss der Mutter sass, wäre jetzt vermutlich tot», ordnet Daniel Junker, Leiter Fahrzeugexperten der Baloise ein und ergänzt, «auch das sechsjährige Kind in der Mitte würde schwere Verletzungen am Unterleib erfahren: Die Organe würden dabei gequetscht und der Kopf an der Mittelkonsole aufschlagen.»

Bei den korrekt gesicherten Dummys hingegen, die den Vater, die Mutter und das dreijährige Kind im Kindersitz darstellen, ist der Schaden geringer. «Natürlich wäre es ein harter Aufprall, trotz allen Sicherheitsmassnahmen. Aber es ist davon auszugehen, dass sie den Unfall überstehen würden», so die Beurteilung von Fabian Aschwanden, Leiter passive Sicherheit im Dynamic Test Center in Vauffelin.

Kinder im Auto richtig sichern – so geht’s

Korrekterweise hätten sich alle Kinder in einem für ihr Alter und ihre Grösse passenden Kindersitz befinden müssen. Denn: In der Schweiz müssen Kinder unter 12 Jahren oder bei einer Körpergrösse von weniger als 1,50 Metern in einem Kindersitz transportiert werden. «Neu müssen Babys und Kleinkinder bis 15 Monate einem rückwärtsgerichteten Kindersitz gesichert werden. Früher war dies nur in den ersten 9 Monaten Pflicht», erklärt Marco Bütikofer von Baby-Walz in Thun.  

Fahrlässigkeit entsteht im Alltagstress

Wie man ein Kind korrekt sichert, sei den Eltern in der Regel schon bewusst, sagt Albin Hugentobler, Leiter Verkehrspolizei Basel-Stadt: «‘Ich ha nur schnäll welle…’ ist aber die Aussage, die wir bei Verkehrskontrollen am häufigsten hören, wenn Kinder nicht richtig gesichert sind.» Der Alltagsstress mache sich auch hier bemerkbar. «Es ist alarmierend, dass jedes zweite Kind nicht ausreichend gesichert ist», stellt Hugentobler fest und verweist auf eine Auswertung der Beratungsstelle für Unfallverhütung. Diese zeigt, dass gerade Kinder im Alter von 7-12 Jahren häufig schlechter gesichert sind. Ursache dafür sind meist falsch montierte Kindersitze. «Oder die Kinder fangen an, sich selbst zu befreien oder abzuschnallen, weil sie den Gurt unbequem finden», so Hugentobler. Dabei appelliert er an die Verantwortung der Eltern: «Es ist ihre Aufgabe, dass ihre Kinder im Auto korrekt gesichert sind. Damit wird das Verletzungsrisiko drei Mal verringert.»

Dazu hat die Baloise ihre wichtigsten Tipps zusammengestellt:

  • Einen korrekten Kindersitz wählen, der auf die Grösse und das Gewicht des Kindes abgestimmt ist.
  • Den Kindersitz auf dem Rücksitz montieren – rein statistisch gesehen ist der sicherste Ort hierfür übrigens hinten rechts.
  • Beim Einbau sollte sowohl die Bedienungsanleitung des Sitzes und auch die des Autos befolgt werden.
  • Wenn das Kind mit dem Kopf über den Kindersitz hinausragt, ist es Zeit für einen Wechsel in die nächste Kategorie.
  • Der Gurt sollte so eng wie möglich am Kind anliegen. Daher ist es gerade im Winter wichtig, dass die Kinder keine Daunenjacken tragen im Auto.
Leserreporter

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