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Politik & Wirtschaft •
Gemeinde-Zank

In Küsnacht ZH fliegen die Fetzen wegen Tempo 30

Die geplante Einführung von Tempo 30 an der Schiedhaldenstrasse in Küsnacht ZH sorgt für erhitzte Gemüter. Altkantonsrat Hans-Peter Amrein wirft dem Gemeinderat eine schlechte Kommunikation und wenig Einsatz für das Interesse der Bevölkerung vor.

Geschwindigkeitsreduktionen stossen nicht nur in Städten, sondern auch in Gemeinden immer wieder auf Widerstand. Das zeigt sich am Beispiel von Küsnacht, wo der Gemeidesegen wegen der geplanten Einführung von Tempo 30 auf der Schieldhaldenstrasse derzeit ordentlich schief hängt. Betroffen ist die rund 700 Meter lange Strecke zwischen der Verzweigung Alte Landstrasse und der Schiedhaldenstrasse 50.

In einem öffentlichen Communiqué echauffiert sich Altkantonsrat Hans-Peter Amrein über die fehlende Kommunikation und das Vorgehen des Gemeinderats in Küsnacht. «Es ist unhaltbar, dass nichts gegen diese geplante Temporeduktion auf einer Hauptverkehrsachse unternommen wird», sagt Amrein auf Anfrage von STREETLIFE und wirft sogleich noch die Frage auf, wie es in der Gemeinde am rechten Zürichseeufer weitergehen soll: «Was folgt als nächstes, Tempo 30 auf der Dorfstrasse und Tempo 50 auf der Seestrasse?»

Falsche Formulierung sorgte für Ärger

Der Gemeinderat wehrt sich gegen die Vorwürfe. Im Bezug auf die Pläne an der Schiedhaldenstrasse verweist Gemeindepräsident Markus Ernst darauf, dass es sich hierbei um eine Kantonsstrasse handelt. «Somit fällt die Kommunikation in das Zuständigkeitsgebiet des Tiefbauamts des Kantons Zürich.» Das bestätigt auch die Baudirektion auf Anfrage. Thomas Maag, stellvertretender Leiter Kommunikation: «Die Bevölkerung ist mit einer Medienmitteilung über das Projekt, die Projektfestsetzung (Baubewilligung) und die bewilligte Ausgabe informiert worden. Sowohl die Zürichsee-Zeitung als auch die Lokalzeitung Küsnachter haben ausführliche Artikel sowohl in ihren Printausgaben als auch online publiziert.

Für Verwirrung sorgte dabei jedoch die Formulierung «im Einvernehmen mit der Gemeinde», die die Baudirektion fälschlicherweise verwendet hatte. Denn: Küsnacht habe sich ausdrücklich gegen die Tempo-30-Pläne an besagter Strasse ausgesprochen, so Gemeindepräsident Ernst. «Das wusste auch Herr Amrein, bevor er sein Flugblatt wider besseres Wissen allen Haushalten zukommen liess».

«Die Bewohner wurden hintergangen»

Für Altkantonsrat Amrein ist das zu wenig: «Die Gemeinde sollte das ihren Bürgern auch so kommunizieren und sich wehren, wenn sie nicht einverstanden ist mit den Plänen.» Eine Einsprache werde derzeit geprüft, wie Ernst verlautet. Die Beschwerdefrist läuft noch bis am 12. November 2023. Amrein stellt diese Antwort nicht zufrieden – im Gegenteil. «Nicht nur die Bewohner von Küsnacht wurden hintergangen, sondern auch das Gewerbe.»

Was die Kommunikation anbelangt, hätte sich Philipp Bretscher, Präsident des Gewerbevereins Küsnacht, ebenfalls mehr Engagement gewünscht. «Ich hätte es schön gefunden, wenn der Kanton umgehend über die Falschinformation in der amtlichen Anzeige informiert hätte. Die Haltung des Gemeinderats darf nicht falsch wiedergegeben werden.» Denn auch der Gewerbeverein zeigt sich wenig erfreut ab den Tempo-30-Plänen auf der Schiedhaldenstrasse. Gemäss Bretscher werden rund 20 Mitglieder Einsprache erheben. «Eine 30er-Zone würde den Weg ins Küsnachter Dorf beschwerlicher machen. Das Gewerbe verliert einen wichtigen Bevölkerungsanteil von Küsnacht, der womöglich nach Zumikon ausweicht.» Auch für die lokalen Handwerksbetriebe sei die Schiedhaldenstrasse zentral, um schnell von einem Kunden zum nächsten zu gelangen.

Wie sehr Tempo-30-Zonen gerade auf Hauptverkehrsachsen die Gemüter spaltet, zeigt auch diese Strassenumfrage von STREETLIFE zum Thema.

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