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Verkehr •
Erweiterte Gewerbeparkkarte

Handwerker in Zürich: «Müssen in den sauren Apfel beissen»

In Zürich dürfen Betriebe mit der erweiterten Gewerbeparkkarte ab 2027 fast überall parkieren – sogar auf dem Trottoir. Doch Handwerker klagen: Die Lösung sei teuer und löse das Parkplatzproblem kaum.

Die Stadt Zürich sagte am Abstimmungssonntag «Ja» zur neuen Parkkartenverordnung. Diese soll unter anderem die Parksituation für Handwerks- und Servicebetriebe verbessern. Mit einer erweiterten Gewerbeparkkarte können Monteurinnen und Monteure ihr Arbeitsfahrzeug fast in der ganzen Stadt unbeschränkt parkieren und auch in Fahrverbotszonen zufahren. Sogar auf Trottoirs dürfen die Fahrzeuge abgestellt werden, sofern 1,50 Meter Platz bleibt. Kostenpunkt: 1200 Franken für ortsansässige Unternehmen, 1800 Franken für externe.

Trottoir-Parkieren bringt nur bedingt Entlastung

Sind die Parkplatzprobleme der Handwerks- und Serviceleute nun also Geschichte? Absolut nicht, sagt Freddy Kessler, Inhaber und Geschäftsführer der Schreinerei Kessler AG in Wiedikon: «Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch lange nicht das, was wir eigentlich brauchen.» Auch sein Betrieb kämpft mit dem Parkplatzmangel in der Stadt. «Meine Mitarbeitenden verlieren täglich viel Zeit bei der Parkplatzsuche. Das ist einerseits mühsam, andererseits müssen wir die entstandenen Kosten natürlich weiterverrechnen», so Kessler. Die neuen Konditionen würden nur bedingt Abhilfe schaffen: «Es gibt nicht sehr viele Orte, wo das Trottoir genügend breit ist, damit man darauf parkieren kann. Daher wird es vermutlich schwierig bleiben, einen geeigneten Parkplatz zu finden.»

Finanziell sei die erweiterte Gewerbeparkkarte zudem ein grosser Posten. «Wir haben mehrere Servicefahrzeuge und benötigen daher auch mehrere Parkkarten. Nun müssen wir halt in den sauren Apfel beissen und dieses Geld investieren. Sonst könnten wir als Schreinerbetrieb in Zürich gar nicht mehr existieren», so Kessler.

Kunde zahlt Zeit für Suche und Transport

Auch Thomas Kälin, Inhaber der TK Kälin Sanitär GmbH, wird für seine Servicefahrzeuge die erweiterte Gewerbeparkkarte kaufen. «Aktuell ist es eine Katastrophe. Wir finden keine Parkplätze, wenn wir Aufträge in der Stadt haben.» Für Kälin ist vor allem das Parkieren auf dem Trottoir eine Erleichterung. «Wir sind froh, wenn wir so nahe wie möglich am Gebäude parkieren können, da wir oft schweres Material oder Werkzeuge transportieren, wenn wir zum Beispiel WC-Anlagen oder Waschtische ersetzen.» Schliesslich muss auch er die verlorene Zeit den Kunden verrechnen. Das stösst nicht immer auf Verständnis: «Letztens rief eine Kundin an und meinte, dass der Monteur 20 Minuten mehr aufgeschrieben hat, als er effektiv gearbeitet habe. Doch er musste noch 10 Minuten zum Fahrzeug gehen und wieder zurück. Das hat sie nicht einkalkuliert.»

Ab 2027: Weniger Anwohnerkarten, mehr Freiraum fürs Gewerbe?

Ob es mit den neuen Regeln, die ab dem 1. Januar 2027 gelten sollen, tatsächlich mehr Parkplätze in der blauen Zone geben wird, bleibt fragwürdig. Zwar werden die Preise und Konditionen für Anwohnerparkkarten künftig unattraktiver. Die Stadt verkaufte letztes Jahr rund 30'000 Anwohnerparkkarten und rechnet nun mit einem Rückgang von rund 10 Prozent – das entspricht 3000 in der Zahl. Die Vergangenheit hat jedoch auch gezeigt, dass pro Jahr rund 500-700 Parkplätze ersatzlos aufgehoben wurden (STREETLIFE berichtete).

Kesslers Appel an die Stadt lautet daher: «Es braucht dringend mehr Handwerker- und Güterumschlagparkplätze. Das würde uns nachhaltig helfen.»

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