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Zürcher horten 80'000 Kennzeichen
Es gibt mehr Kennzeichen als Autos. Ein Blick in die Zulassungsstatistik des Kantons Zürich zeigt eine Diskrepanz von über 200'000 Kennzeichen. In anderen Kantonen ist es auf kleinerem Niveau nicht anders. STREETLIFE erklärt am Beispiel des Kantons mit den meisten Fahrzeugen, wie dieser Unterschied zustande kommt.
Im Kanton Zürich fehlen auf den ersten Blick gefühlt über 200'000 Kontrollschilder. Vielen Autofahrenden dürfte schon aufgefallen sein, dass ihnen immer wieder Fahrzeuge mit einer ZH-Nummer über 900'000 begegnen. Das Zürcher Strassenverkehrsamt gibt inzwischen schon 960’000er-Nummern heraus. Ein Blick in die Zulassungsstatistik zeigt aber, dass im Kanton Zürich Ende 2022 nur 736’640 Personenwagen eingelöst waren.
Fehlen Autonummern?
Für diesen Unterschied gibt es mehrere Erklärungen. Den grössten Teil dieser Lücke von rund 230'000 Kennzeichen füllen Lastwagen, Busse und Anhänger. Denn diese erhalten die gleichen fortlaufenden Kennzeichen wie Personenwagen. Ende letzten Jahres waren das 14'747 Busse, 63'107 LKW und 49'583 Anhänger. Damit ist schon der Verbleib von 127’437 Kontrollschildern geklärt. Bleiben noch knapp 100'000 Schilder, für die es eine Erklärung braucht.
Motorräder? Nein! Dann gäbe es schon das Kennzeichen ZH 1’000’000 und höher. Denn im Kanton Zürich waren Ende letzten Jahres 122'541 Töffs zugelassen. Die Zweiräder haben eine eigene Serie von Kontrollschildern. Sprich tiefere Kennzeichen wie beispielsweise ZH 123’456 gibt es doppelt: an einem Auto und an einem Motorrad.

Halter horten Nummern
Es gibt Kontrollschilder, die nicht im Einsatz sind. Rund 85'000 Kennzeichen sind sogar blockiert, weiss Peter Hotz, Sprecher des Strassenverkehrsamtes: «Wenn jemand vorübergehend kein Auto hat oder in einen anderen Kanton zieht, geben wir diese Kontrollschilder während eines Jahres nicht weiter.» Sprich, wer innerhalb dieser Zeit wieder ein Auto kauft oder in den Kanton Zürich zurückkehrt, erhält sein bisheriges Kontrollschild zurück. «Und auf Wunsch können die Halter diese Deponierung jeweils um ein Jahr verlängern», erklärt Hotz weiter. Es gibt kein Limit, wie oft jemand die Deponierung seiner Nummer verlängern kann. Allerdings kostet die Verlängerung jeweils 40 Franken pro Jahr.
Rund 80'000 Züricher Kennzeichen sind gemäss Hotz aktuell deponiert. Weitere 4700 Kontrollschilder stehen nicht zur Verfügung, weil sie zur Fahndung ausgeschrieben sind. Dabei handelt es sich um Autonummern, die gestohlen wurden. Die Halter haben nach dem Diebstahl neue Nummern erhalten, weil gestohlene Kennzeichen während zehn Jahren gesperrt sind.

Warten auf die 7. Stelle
Stellt sich noch die Millionen-Frage. Die früher angesprochene ZH 1’000'000 scheint in greifbarer Nähe zu sein und lässt doch auf sich warten. Im Oktober 2016 hatte das Zürcher Strassenverkehrsamt die ersten 900’000er-Nummern herausgegeben. In den sechseinhalb Jahren seither wurde ZH 969’000 erreicht. Trotzdem geht das Strassenverkehrsamt davon aus, dass die Million erst in acht Jahren erreicht wird, sprich im Jahr 2031. Das ist drei Jahre später als noch zu Beginn der Covid-Pandemie. Im Juni 2020 ging das Strassenverkehrsamt noch von 2028 aus. «Das sind Hochrechnungen, die jeweils auf den aktuellen Entwicklungen des Fahrzeugbestands basieren», erklärt Peter Hotz und ruft in Erinnerung: «Obwohl wir die Kontrollschilder ein Jahr zurückhalten, kommen immer wieder tiefe Nummern in Umlauf.» Es passiere immer wieder, dass Personen bei der Ersteinlösung im Kanton Zürich plötzlich eine 100’000-Nummer erhalten.
Tiefer geht allerdings nicht. Alle Kennzeichen, die weniger als sechs Stellen haben, kommen automatisch in die Auktion. In den meisten Kantonen werden tiefe oder spezielle Kennzeichen an den Höchstbietenden versteigert. «Im Kanton Zürich kommen die Einnahmen in die allgemeine Staatskasse», sagt Hotz und präzisiert: «Sie sind also nicht an Verkehrsprojekte oder das Strassenverkehrsamt gebunden.» Dass die Million auch Millionen von Franken in die Zürcher Staatskasse spülen wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Die teuerste Schweizer Autonummer ist aktuell ZG 10, wofür der Krypto-Unternehmer Niklas Nikolajsen im Jahr 2018 233'000 Franken bezahlte.
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