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Schweizer basteln selbst

Experten warnen vor gefährlichem Radwechsel zu Hause

Die gestiegene Nachfrage beim Reifenwechsel-Zubehör eines grossen Schweizer Onlinehändlers deutet darauf hin, dass immer mehr Leute die Räder ihrer Autos selbst wechseln. Jetzt äussern Fachleute aus der Autobranche Sicherheitsbedenken.

«Schweiz montiert Winterreifen selbst» titelte Galaxus kürzlich in einem Blogartikel. Darin bezieht sich der Onlinehändler auf die gestiegene Nachfrage bei entsprechenden Produkten rund ums Auto. So habe Galaxus über dreimal so viel Reifenwechsel-Zubehör verkauft als noch im Vorjahr (+215 Prozent). Auch beim Autowerkzeug hätten sich die Verkäufe mehr als verdoppelt (+114 Prozent): «Dazu gehören Produkte für Reifenwechsel wie Auswuchtgeräte oder Radkreuze, aber auch klassische Garagen-Utensilien wie Ölauffangwannen oder Reparatur-Sets für Windschutzscheiben oder Dellen», führt Galaxus aus. Auch Wagenheber seien 40 Prozent mehr gefragt als im vergangenen Jahr.  

«Geht demnächst wie in Boxengassen der Formel 1 zu und her»

Doch führt diese Entwicklung wirklich dazu, dass «es in den Schweizer Einfahrten, Tiefgaragen und Unterstellplätzen demnächst wie in den Boxengassen der Formel 1 zu- und hergehen dürfte», wie Galaxus im Artikel prophezeit? 

In der Autobranche spürt man im Bereich des Radwechselns zwar aktuell keine sinkende Nachfrage, wie der Auto Gewerbe Verband Schweiz AGVS, die Ruckstuhl- sowie die AMAG-Gruppe zu STREETLIFE sagen. Dennoch sorgt der mutmassliche Trend hin zum selbstständigen Radwechsel für Sicherheitsbedenken bei den Fachleuten – alle drei raten davon ab. 

«Universalwerkzeug reicht bei modernen Autos nicht mehr aus»

Markus Aegerter vom AGVS: «In einem Garagenbetrieb werden nicht nur die Räder gewechselt, sondern in der Regel auch sicherheitsrelevante Arbeiten durchgeführt, wie Räder auswuchten oder Reifen auf Schäden oder übermässige Abnutzung zu prüfen.» Zudem sei ein Auto neueren Jahrgangs hochkomplex – ein Wagenheber sowie ein Universalwerkzeugkoffer würden kaum ausreichen, um qualitativ hochwertige und mit einem Fachbetrieb vergleichbare Arbeit zu leisten. 

Selbst verantwortlich für Folgeschäden

In der Kommentarspalte des Galaxus-Artikels argumentieren viele Selbstwechsler mit tieferen Kosten. Die Aussage irritiert Aegerter: «Aus meiner Sicht wird hier am falschen Ort gespart. Ein unsachgemässer Reifenwechsel kann zu erheblichen Sicherheitsrisiken führen. Wenn zum Beispiel die Schrauben nicht korrekt angezogen werden, könnte sich das Rad während der Fahrt lösen.» Die Verantwortung für mögliche Folgeschäden trage man in diesem Fall selbst, während beim Wechseln in der Werkstatt der Dienstleister für seine Arbeit hafte. 

Mögliche Schäden am Fahrzeug

Kurt Giger, Geschäftsführer der Ruckstuhl-Garage Winterthur betont zudem die möglichen Schäden, die durch mangelndes Fachwissen am Fahrzeug entstehen können: «Wenn Selbstwechsler keinen Drehmomentschlüssel haben, stimmt das Anzugsdrehmoment der Radschrauben nicht. Meistens sind die Räder in der Folge zu fest angezogen, was mit der Zeit zur Beschädigung der Radschraube und im schlimmsten Fall zum Bruch führen kann. Zu schwach angezogene Radschrauben können sich mit der Zeit lösen.»  

Selbiges könne auch passieren, wenn man die Radschrauben falsch behandle: «Es gibt Radschrauben, die eingefettet werden müssen und solche, die nicht eingefettet werden dürfen. Dies ist Laien in der Regel nicht bekannt.» 

«Kann schlimmstenfalls zu Unfällen führen»

Auch beim Umgang mit dem Wagenheber warnt Giger: «Wird das Fahrzeug mit dem Wagenheber nicht an der dafür vorgesehenen Position angehoben, kann dies zur Beschädigung des Unterbodens oder der Karosserie führen.» Besonders gefährlich werde es zudem, wenn das Fahrzeug vor dem Anheben nicht korrekt gesichert werde. «Im schlimmsten Fall führt das nicht nur zu Schäden am Auto, sondern auch zu Unfällen.» 

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