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Politik & Wirtschaft •
Zürichs Leuchtturmprojekt E-Bike-City

ETH-Forscher wollen weniger Autos und mehr Mikromobilität

Dem «motonormativen» Bürger, welcher das Autofahren als selbstverständlich betrachtet, soll das Leben in der visionären E-Bike-City Zürich erschwert werden. Im Juni 2025 präsentiert das Departements Bau, Umwelt und Geomatik der ETH Zürich den Abschlussbericht ihrer Forschung.

Von der revolutionären Umgestaltung der Eidgenossenschaft hält die Schweizer Bevölkerung wenig. Während sich die ländliche Schweiz mit Vorsicht an die Zukunft heranwagt, sehen sich die Schweizer Grossstädte als innovative Speerspitzen gegen den Klimawandel, gegen die bürgerliche Leistungsgesellschaft und gegen das soziale Gefälle. In den urbanen, linken Metropolen entstehen hype, grüne Quartiere. Wohin Schweizer Städte steuern, zeigt das grosse Leuchtturmprojekt «E-Bike City» des Departements Bau, Umwelt und Geomatik (D-BAUG) der ETH Zürich: Die Zukunft des Zürcher Strassenraums soll der Mikromobilität gehören. E-Bikes statt Autos. Lastenräder statt Lieferwagen.

Abhängigkeit vom Auto beenden

Am 4. Juni 2025 wird die ETH den finalen Abschlussbericht von «E-Bike City» präsentieren. Mehrere Forschungsgruppen beschäftigten sich interdisziplinär mit der Frage, wie urbane Räume zugunsten nachhaltiger Mobilitätsformen umgestaltet werden können. Bereits im August 2024 zeigte Dr. Catherine Elliot in einer Präsentation einen Querschnitt diverser Forschungsarbeiten. Elliot ist die Projektkoordinatorin des ETH- Leuchtturmprojekts. Seit vielen Jahren untersucht sie, wie Städte durch Mikromobilität lebenswerter gestaltet werden können. Elliots Kernbotschaft lautet: Nur die fundamentale Hinterfragung unseres Mobilitätsverhalten kann die gesellschaftliche Abhängigkeit vom Auto beenden. Die Forscherin lässt keinen Zweifel offen: E-Bikes haben das höchste Potential, um Autofahrten zu ersetzen.

Autos in Privatbesitz fragwürdig

Die 78 Folien von Elliot beinhalten eine Menge woker Forschungsansätze. Im motorisierten Individualverkehr sieht die Mikromobilforscherin in unserem begrenzten Lebensraum keinerlei Zukunft. Selbstverständlich darf in Elliots Präsentation die bekannte NASA-Klimaspirale nicht fehlen, welche die Erde umkreist bis zum Klimakollaps. Der Sommer 2023 sei der heisseste gewesen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Weitere Folien behandeln die Frage, wie man dem Bevölkerungswachstum Zürichs begegnen soll. Eine Lösung ist die Metamorphose von Strassen und Parkplätzen in Velowege und Fussgängerzonen. Mit dem radikalen Abbau von Parkplätzen wird man unweigerlich auch viele Autos los. Die Abhängigkeit von Autos in Privatbesitz wird als gesellschaftlich fragwürdig dargestellt.

Mehr Mikromobilität

Weitere wichtige Punkte des Leuchtturmprojekt «E-Bike City» lauten: Die Schweizer Regierung muss sich mehr anstrengen, um die CO2-Emissionsziele zu erreichen. Und egal ob Elektro- oder Benzin: Die Autos seien nach wie vor zu gross und nehmen der expandierenden, urbanen Bevölkerung den Platz weg. Die weit fortgeschrittene Klimaerwärmung verlange dringende Massnahmen. Die Lösung all dieser Probleme für Zürich ist bereits im Titel des Leuchtturmprojektes enthalten: Die E-Bike City mit mehr E-Bikes und mehr Velos. Die Hälfte des noch verbleibenden Strassenraums muss für die Mikromobilität freigespielt werden. Zudem braucht es in Zürich mehr Grün, damit der klimabedingte Starkregen besser abfliessen kann. Weitere Lösungsansätze sind mehr Carsharing, mehr ÖV, mehr Veloabstellplätze sowie erhöhte Sicherheit für die Velofahrer.

Abbau der Autospuren

Dr. Elliots Präsentation ist reich bebildert. Viele Illustrationen zeigen, wie unästhetische Strassenschluchten zu romantischen, grünen Velo- und Begegnungszonen mutieren. Aus vier tristen Autospuren werden 2 Velospuren und grosszügige, begrünte Begegnungszonen. Auf Elliots Folien tauchen Begriffe auf wie Kapazitätsreduktionen oder Flächeneffizienz, welche sehr nach planwirtschaftlichen Anordnungen klingen. Der «motonormative» Bürger, welcher das Auto als selbstverständlich betrachtet, hat in der visionären E-Bike-City Zürich nichts mehr verloren. Der finale Abschlussbericht am 4. Juni 2025 von «E-Bike City» wird kaum mehr für Überraschungen sorgen.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.
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