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Ein Auto per Twint kaufen
An der grössten Schweizer Automesse wird grosser Wert auf Wokeness gelegt. Ohne hohen Anteil von recyceltem Material geht bei neuen Autos gar nichts mehr. Und nicht das Fahrzeug, sondern der Mensch und die Umwelt stehen zunehmend im Mittelpunkt.
Für engagierte Klimakleber müssen die Eindrücke rund um das Messegelände der Auto Zürich leicht deprimierend sein. Bereits zum Auftakt der grössten Schweizer Automesse zeigt sich: Die Begeisterung für die Automobilbranche ist ungebremst. So warteten alleine am Mittwochabend rund 4’000 Autofans geduldig auf den Einlass zum grossen VIP-Autoabend. Und über das ganze Messewochenende werden über 60‘000 Besucher erwartet
Bei all dieser Autobegeisterung gibt es aber auch einen versöhnlichen Hinweis an alle Klimakleber und grünen Autogegner: Noch nie wurden so viele neue, innovative und spannende Elektroautos an der Auto Zürich vorgestellt. Das hilft immerhin auch, die Klimaerwärmung zu stoppen.
Europa-Premieren unter Wärmedecken
Einen exklusiven Vorgeschmack erlebe ich als Autojournalist bereits am Mittwochmorgen. Die Messe-Aussenhalle präsentiert sich als Cat-Walk der Autoneuheiten, die grosse Tribüne davor ist fast bis zum letzten Platz besetzt. Das Durchschnittsalter der anwesenden Autojournalisten kann man nicht mehr als jungdynamisch bezeichnen – aber es liegt immerhin noch deutlich ausserhalb des Spitex-Segmentes. Gespannt erwarten die Anwesenden die zeitlich auf neun Minuten limitierten Präsentations-Slots, in welchen die Autohersteller ihre Europa- oder Schweizer Premieren präsentieren. Durch die Aussenhalle bläst ein eisiger Wind. Damit keine der Anwesenden Frostschäden erleiden, werden wärmende Decken verteilt.
Einer von uns
Bei den Produkte-Präsentationen wird von den Marketingabteilungen grosser Wert auf Wokeness gelegt. Beim neuen, imposanten SUV Škoda Kodiaq wird ausdrücklich betont, dass der im Fahrzeug integrierte Regenschirm und auch der Eiskratzer aus recyceltem Material bestehen. Und in der Videogrussbotschaft von Cupra wird Sven Schuhwirth, der Chief Operating Officer, als «Einer von uns» präsentiert – klassisches Hierarchiedenken ist völlig out.
Autos mit TWINT kaufen
Beim Präsentations-Slot von Elaris befürchten einige Anwesende zuerst, dass sich ein führerscheinloser Senior mit seinem Kabinenfahrzeug auf den Cat-Walk verirrt hat. Schnell kann Entwarnung gegeben werden. Elaris präsentiert einen elektrischen Mini-Zweiplätzer, welcher immerhin 19'990 Franken kostet. Das chinesische Auto kann über TWINT gekauft werden und wird dann bei Ihnen zuhause abgeliefert. Wenn Zalando gleichzeitig die neue Winterkollektion liefert, stapelt sich bei Ihrer Abwesenheit eine Menge an.
Intuitive Usability
Sieben Millionen Mal hat sich der VW Tiguan verkauft. Auch bei uns in der Schweiz ist der Tiguan ein Dauerrenner. Jetzt fährt im VW-Präsentations-Slot die dritte Generation vor, welche grossen Wert auf eine neue, ganzheitliche Nutzer-Erfahrung legt. Die INTUITIVE USABILITY besteht aus der Verknüpfung des Sprachassistenten IDA mit den beiden grossen Displays für das digitale Cockpit und für das umfassende Infotainment. Langsam verdrängt die Interaktion die reine Mobilität.
Pure Panel
Auch Opel setzt auf eine Flut von englischen Begriffen und agiert besonders zeitgemäss. Das puristische, breite Display nennt sich PURE PANEL und setzt voll auf Reduktion. Weg von der Flut digitaler Infos hin zu DETOX, der Abwendung von der Datenflut. Auch Opel nimmt die Klimaerwärmung ernst mit dem neuen Überbegriff GREENOVATION. Die freundliche Dame von Opel, welche durch den Showteil führt, zeigt schöne Bilder von jungen Menschen aus der ganzen Welt.
Next Level
Peugeot zeigt noch reduziertere Cockpits. Über filzartigen Stoffen schweben elegante Displays. Die Franzosen nennen das NEXT LEVEL i-COCKPIT. Und dann, nach über drei Stunden, gehen die Präsentations-Slots langsam zu Ende. Vor dem neuen Elektro-SUV Jeep Avenger, dem Auto des Jahres, lacht eine junge Frau dem Betrachter entgegen. Der Eindruck der bleibt: Nicht das Fahrzeug, sondern der Mensch und die Umwelt stehen zunehmend im Mittelpunkt.

Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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