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Diebe suchen gezielt nach unverriegelten Autos
In der Schweiz ist das Leben so sorglos, dass viele Leute vergessen, ihre Autos abzuschliessen. Eine Unachtsamkeit, die vor allem jungen Asylsuchenden und Personen aus Nordafrika, die sich illegal in der Schweiz aufhalten, in die Hände spielt. Polizeikorps sind aufgrund steigender Diebstahlzahlen alarmiert.
Es ist ein Szenario, das vermutlich vielen Autofahrenden schon mindestens einmal passiert ist. Man will gerade sein Fahrzeug aufschliessen und merkt: «Ups, ich habe gar nicht abgeschlossen.» Eine kleine Unachtsamkeit, die jetzt vermehrt unangenehme Folgen hat. Dreiste Diebe haben das nämlich als Möglichkeit erkannt, schnelle Beute zu machen. Polizeikorps in der ganzen Schweiz stellen einen massiven Anstieg von Diebstählen aus Fahrzeugen und Fahrzeugeinbrüche fest. «Allein im Kanton Aargau hat sich die Zahl mit 900 Fällen gegenüber dem Vorjahr fast verdreifacht gegenüber dem Vorjahr», sagt Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau auf Anfrage von STREETLIFE. Auch in St.Gallen kam es zu einem massiven Anstieg von mehreren hundert Fällen.
Neben Geld und Wertsachen wird grundsätzlich alles geklaut, was in irgendeiner Form nützlich ist oder sich weiterverkaufen lässt: Von Sonnenbrillen, elektronischen Geräten, Handtaschen, Zigaretten, Ladekabeln bis hin zu Jetons für Waschanlagen.
Täter stammen oft aus Maghreb-Staaten
Verübt werden die Taten zu einem Grossteil von jungen Asylsuchenden und Personen aus Nordafrika, die sich illegal in der Schweiz aufhalten, wie die Kantonspolizeien Aargau und St.Gallen berichten. «In rund 55% der Fälle sind die involvierten beschuldigten Männer algerischer Nationalität. Mit gut 20% folgen marokkanische Staatsangehörige, wiederum gefolgt von etwas unter 10% Personen tunesischer Nationalität. Unter den restlichen 15% sind auch Personen aus der Schweiz sowie weiterer Nationalitäten», so Hanspeter Krüsi von der Kantonspolizei St.Gallen.
Diebeshochburg Fricktal
Die Täter sind vor allem nachts unterwegs. Dabei gehen sie allein, zu zweit oder zu dritt auf Diebestour. Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, erklärt: «Die Täter gelangen oft spätabends mit den letzten Zügen in die Region, um dort zu Fuss in Wohnquartieren herumzustreifen. Sie versuchen wahllos, parkierte Autos zu öffnen oder schleichen in Unterstände oder in unverschlossene Häuser ein. Danach schlafen sie in Wartehäuschen und warten dort den ersten Zug ab.»
Nicht selten sind die Diebe in ausserkantonalen Asylbewerberunterkünften untergebracht und reisen entsprechend von weit her an. Im Aargau sind derzeit insbesondere die Gemeinden im Fricktal betroffen. «Die Delikte geschehen jedoch im gesamten Kantonsgebiet», hält Graser fest.
Ländliche Idylle führt zu Sorglosigkeit
Generell scheinen ländliche Gemeinden lukrativ zu sein für die Diebe. «Möglicherweise, weil in ländlichen Gebieten Fahrzeuge – öfter als in Städten – nicht abgeschlossen werden», vermutet Carmen Surber von der Kantonspolizei Zürich. «Dass viele Leute ihr draussen parkiertes Auto nicht abschliessen und darin sogar Portemonnaies liegen lassen, ist auf eine gewisse Sorglosigkeit zurückzuführen», sagt Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau.
Der Appell lautet somit unisono: Das Fahrzeug immer abschliessen und Wertsachen niemals im Auto lassen. Denn auch in abgeschlossenen Fahrzeugen sind diese nicht sicher. «Die Täterschaft schreckt in jüngster Vergangenheit auch nicht zurück, aus verschlossenen Fahrzeugen Gegenstände zu stehlen – gerade, wenn diese gut sichtbar sind», warnt Hanspeter Krüsi.
Nicht gefährlich, aber dreist
Die Kantonspolizei Aargau weist darauf hin, dass die Täter in der Regel nicht gefährlich sind, aber ziemlich dreist: «Wer auf einen solchen nächtlichen Eindringling trifft, sollte sofort die Polizei rufen. Von Eigenaktionen raten wir hingegen ab, da sich in die Enge getriebene Täter zur Wehr setzen könnten.»
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