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Dieser Elektro-Hyundai ist ein Punkte-Hamsterer
Mit den neuen Ioniq-Modellen mischt Hyundai den Elektromarkt auf. Die Stromer überzeugen mit viel Reichweite und fallen durch ein cooles Design auf. Die schnittige Limousine Ioniq 6 wird im Schnell-Check von STREETLIFE zum Punkte-Hamsterer. Aber auch für den Stromer gibt es noch Luft nach oben.
Paparazzi-Faktor
Die Ioniq-Modelle 5 und 6 haben einen speziellen Effekt auf mich. Beim 5er staunte ich, wie gross er ist, weil er auf Fotos deutlich kleiner wirkt. Beim neuen 6er ist es genau umgekehrt. Er wirkt auf Bildern grösser, als er effektiv ist. Bei nur 1,50 Metern Höhe kann sogar ich mit meinen 1,67 dem Hyundai aufs Dach schauen. Der erste Wow-Effekt ist also garantiert. Dabei wäre das die Aufgabe des Designs, welches mit der Coupé-Dachlinie und dem doppelten Spoiler am Heck dafür sorgt, dass im Ioniq 6 Auffallen garantiert ist. Und auch das Cockpit lässt uns staunen: Das gerade Armaturenbrett endet in Flügeln und sieht schlicht cool aus.
Harassen-Faktor
Für ein so flaches Auto und die abfallende Dachlinie fängt das Raumgefühl mit einer Überraschung an. Erwachsene müssen auf den Rücksitzen den Kopf nicht einziehen. Cool ist auch der in Elektroautos übliche flache Boden im Fond sowie die 230-Volt-Steckdose von daheim, mit der sich jedes elektrische Gerät betreiben lässt. Nur das Ladevolumen ist mit 401 Litern eher klein in der Klasse. Dazu lädt der vordere Laderaum wegen des Elektromotors an der Vorderachse nur 14,5 Liter. Für viel mehr als die Ladekabel reicht das nicht.
Nerd-Faktor
Das Infotainment von Hyundai ist solide, aber keine Revolution. Die Icons auf dem Touchscreen sind nicht zu klein, könnten aber etwas grösser sein. Abzug gibt es für das veraltete Design der Navi-Karten. Theoretisch hätte der Ioniq 6 Android Auto und ich könnte mit Google Maps navigieren, aber erstens geht das noch nicht kabellos und zweitens akzeptiert er gemäss Display nur «offizielle» USB-Kabel. Meine sind es offenbar nicht, obwohl Testwagen meine Kabel bisher immer akzeptiert haben. Nerd-Punkte sammelt der Ioniq 6 praktisch nur ausserhalb des Cockpits mit den aussergewöhnlichen LED-Lichtern, die an Pixel erinnern.
Monza-Faktor
Am Steuer des Ioniq 6 verwandelt sich die Passtrasse von Vaduz nach Malbun FL in die Rennstrecke im königlichen Park nördlich von Mailand. Oder würde sich verwandeln, wenn meine Frau nicht die Aussicht geniessen wollte. Der Stromer hat wegen der Batterie im Unterboden einen tiefen Schwerpunkt, was in Kombination mit seiner geringen Höhe für eine satte Strassenlage sorgt. So fährt er wie auf Schienen durch jede Kurve. Passend dazu ist das Fahrwerk eher straff, für eine Reiselimousine wie den Ioniq 6 – aber mir gefällt es. Nur die Lenkung passt nicht auf die Rennstrecke von Monza. Dafür ist sie zu leichtgängig und gibt zu wenig Rückmeldung.
Planeten-Rettungs-Faktor
Als Elektroauto ist der Ioniq 6 der Liebling der Schweizer Politik. Aber das macht ihn noch nicht per se zum Retter der Welt. Viel entscheidender für die maximale Punktzahl ist die Tatsache, dass er im Gegensatz zu fast allen anderen Elektroautos kein SUV ist. Eine Limousine ist weniger hoch und leichter, was sie effizienter macht. Das zeigt sich beim Ioniq 6 in einer für einen Allrad-Stromer starken Testreichweite von 469 Kilometern. Das beruhigt nicht nur im Alltag, sondern auch auf längeren Reisen wie an die Nordsee, ans Mittelmeer oder den Atlantik.
Check-Bilanz
Der Ioniq 6 ist aktuell eines der besten Elektroautos auf dem Markt. Dazu trägt auch Hyundais Liebe zum Detail bei: Ich hatte selten eine Ladeklappe in so guter Qualität in der Hand. Während es bei teils deutlich teureren Marken nur ein billiger Plastik-Deckel ist, habe ich beim Ioniq 6 das Gefühl ein Stück Karosserie in der Hand zu haben. Und dabei muss ich sie gar nie richtig anfassen. Ein sanfter Druck auf die perforierte Stelle und die Klappe öffnet sich von selbst. Über den Close-Knopf neben dem Anschluss schliesse ich sie nach dem Laden wieder. Beim Infotainment und dem Platz gibt es noch Aufholbedarf. Und auch wenn der Ioniq 6 als Limousine aus der SUV-Reihe tanzt, überzeugt er dafür mit seiner Effizienz.
Hyundai Ioniq 6 «Launch Edition» 4WD: Fakten
- 2 Elektromotoren: 225 PS (165 kW) + 100 PS (74 kW) = 325 PS (239 kW), 605 Nm@1/min
- Antrieb: stufenlose Automatik, 4x4
- Batterie: Brutto/Netto 77,4/74 kWh
- Fahrleistung: 0-100 km/h in 5,1 s, Höchstgeschwindigkeit 185 km/h
- Verbrauch: Werk/Test: 15,1/16,5 kWh/100 km = 583/469 km, 0 g CO₂/km, Energieeffizienz A
- Masse: Länge/Breite/Höhe: 4,86 m/1,88 m/1,50 m
- Laderaum: hinten/vorne 401/14,5 l
- Leergewicht: 2095 kg, Anhängelast ungebremst/gebremst: 750 kg/1500 kg
- Preis: ab 71’900 Fr., Testwagen mit Matt-Lackierung (1400 Fr.): 73'300 Fr. (Basis; «Origo», 53 kWh, Heck, 151 PS: 47'900 Fr.)
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