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Zündschlüssel, Kupplung, Radio

Diese Auto-Technologien sind bald Vergangenheit

Autoradio, Schaltknüppel und Zündschlüssel verschwinden nach und nach aus unseren Autos. Bei Radio und Schlüssel haben sich die digitalen Nachfolger längst durchgesetzt. Doch das Automatikgetriebe tut sich trotz jahrzehntelanger Existenz schwer, den Schaltknüppel endgültig zu verdrängen.

Einsteigen. Kupplung und Bremse treten. Zündschlüssel im Zündschloss drehen und den Motor starten. Gang einlegen und losfahren – so haben Generationen von Schweizerinnen und Schweizer über Jahrzehnte ihr Auto gestartet.

Neue Technologien haben das langsam, aber stetig verändert, und in den letzten Jahren hat sich dieser Wandel beschleunigt. Wer heute durch das Fenster neuer Fahrzeuge schaut, sieht kaum noch klobige Schalthebel oder altertümliche Radios. Auch das Zündschloss ist praktisch verschwunden. Besitzerinnen und Besitzer müssen den Schlüssel weder zum Öffnen noch zum Starten des Fahrzeugs aus der Tasche nehmen. Einsteigen, Bremse treten und den Startknopf drücken ist die neue Routine.

Der langsame Aufstieg der Automatik

In der Schweiz und in Europa wird im Vergleich zur restlichen Welt gerne geschaltet. Relativ spät kamen Automatikgetriebe bei uns auf – erst im Verlauf der 90er Jahre. In den USA waren hingegen sie schon seit den 40ern sehr populär. Mit der Jahrtausendwende wurde die Automatik auch in der Schweiz immer beliebter, das Kupplungspedal verschwand zunehmend. Inzwischen verschwindet auch der klobige Gangwahlhebel, die Fahrstufen (P = Parkieren, D = Vorwärts, N = Neutral, R = Rückwärts) werden über einen schlichten Schalter oder Knöpfe gewählt.

Die Automatik ist auch wegen der Trends zum automatisierten Fahren und zur Elektromobilität auf dem Vormarsch. Ein geschaltetes Auto kann nicht automatisiert fahren, und die Elektroautos brauchen kein klassisches Getriebe mehr. Ein Blick in die Statistik bestätigt das. In den letzten zehn Jahren hat sich das Verhältnis von Autos mit Handschaltung und Automatik komplett gedreht. Im Jahr 2016 waren 62 Prozent des Schweizer Fahrzeugbestandes Handschalter und38 Prozent verfügten über ein Automatikgetriebe. Im Jahr 2024 hatte noch 39 Prozent der eingelösten Fahrzeuge eine Handschaltung, 61 Prozent schalten automatisch.

Die Handschaltung hält sich wacker

In Anbetracht dieser Entwicklung bieten die in der Schweiz erhältlichen Automarken immer noch viele Fahrzeuge mit Handschaltung an. Eine Umfrage von STREETLIFE hat gezeigt, dass nur zehn Marken exklusiv Autos mit Automatikgetriebe verkaufen. Das entspricht nicht einmal der Hälfte der erhältlichen Marken und mit Tesla und Polestar sind zwei reine Elektromarken darunter.

Aktuell sind in der Schweiz immer noch mindestens 65 Modelle mit Handschaltung erhältlich. Darunter sind sportliche Modelle von Porsche (drei Stück) und BMW (sechs Stück), aber auch Fahrzeuge, die wohl bald durch eine neue Modellgeneration abgelöst werden. Dazu gehören zwei Modelle von Porsche sowie die drei Handschalter von Audi. Bei VW, Mazda, Opel, Seat oder Citroën gibt es hingegen auch preiswerte Einstiegsmodelle mit Handschaltung. Meistens ist ein Automatikgetriebe auf Wunsch erhältlich.

Ausgesteckt für alle

Deutlich näher am Aussterben ist der Zündschlüssel. Während es noch mindestens 65 Handschalter zu kaufen gibt, gibt es nur noch mindestens 30 Modelle von elf Marken mit klassischem Zündschlüssel. Es sind vor allem Einstiegsmodelle und Fahrzeuge, die bald durch eine neue Generation abgelöst werden; darunter die Porsche 718er-Modelle Cayman GT4 RS und Spyder RS. Ihre Nachfolger werden dieses oder nächstes Jahr erwartet – mit Elektroantrieb. Neben Porsche haben auch Suzuki, Citroën, Fiat, Opel, Seat, Audi, VW, Mitsubishi, Hyundai, MG und KGM noch wie vor Autos mit Zündschlüssel.

Bei der aktuellen Verbreitung des Startknopfes ist davon auszugehen, dass der Zündschlüssel in wenigen Jahren ausgestorben ist. Auf lange Sicht wird es für die Hersteller zu teuer, zwei Systeme parallel anzubieten. Mit jeder neuen Modell-Generation verschwindet die ausgediente Technik. Beim Zündschlüssel ist von Insidern in der Branche zu hören, dass bei einigen Herstellern nur noch Restposten verbaut werden. Sobald alle Zündschlösser weg sind, gibt es auch dort nur noch den Startknopf.

Fast nur noch Touchscreens

Nahezu ganz verschwunden ist das Autoradio. Es gibt fast nur noch Neuwagen mit Touchscreen. Vier Marken verkaufen insgesamt zehn Modelle ohne integrierten Computer. Es sind auch hier die beiden Porsche-Sportmodelle 718 Spyder RS und 718 Cayman GT RS. Bei Citroën verfügen C3 und C3 Aircross in der Basisausstattung «YOU» über keinen Touchscreen. Gleiches gilt für den Fiat Panda als «Cult» und «City Life» sowie den Grande Panda in der Ausstattung «POP». Schliesslich hat Opel mit Frontera, Combo und Zafira ebenfalls drei Modelle, die in der Basisversion ohne Touchscreen angeboten werden.

Diese Modelle verfügen auch nicht über ein Navi oder Radio. Dafür muss das Smartphone herhalten, weshalb es dort eine Handyhalterung gibt, wo sich sonst der Touchscreen befindet. Nur beim klassischen Panda ist es anders – der hat noch ein Radio mit Digitalanzeige. Diese lässt sich aber nur über Knöpfe bedienen. Und Porsche gibt es grundsätzlich nur mit Touchscreen, man muss das Multimediasystem bei der Konfiguration bewusst abwählen.

Wie geht es weiter?

Klar ist: Der Wandel wird weiter gehen. Bei Tesla wählt die Person am Steuer heute schon auch die Fahrstufe über den Touchscreen. Das übernehmen die anderen Hersteller bisher nicht. Aber selbst der Startknopf dürfte bald verschwinden. Die meisten Elektroautos müssen – nach Vorbild Tesla – nicht mehr explizit gestartet werden. Man setzt sich ans Steuer, tritt die Bremse und das Fahrzeug läuft.

Am langlebigsten dürfte wohl der Touchscreen sein. Einerseits ist die Sprachsteuerung noch nicht über alle Zweifel erhaben. Andererseits sind eine Bedienung über die Windschutzscheibe oder gar Hologramme aktuell noch Zukunftsmusik.

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