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Neuer Wind in der Oldtimer-Szene

Wie Julia Gut junge Frauen für alte Autos begeistert

Oldtimer sind nur etwas für Ältere und Reiche? Falsch, sagt die Zürcherin Julia Gut. Mit «Race like her» hat die 25-Jährige eine Plattform geschaffen – für junge Frauen, die auf Classic Cars stehen und das auch gern zeigen.

Oldtimer-Besitzerinnen und -Besitzer sind in die Jahre gekommen, gutsituiert, höflich, aber langweilig. Julia Gut kennt diese Klischees; sie hat sie selbst erlebt. Zusammen mit ihrem autobegeisterten Vater war die 25-Jährige oft genug an Classic-Car-Treffen und hat sich dort als Exotin gefühlt. «Nicht, dass ich etwas gegen ältere Menschen hätte, ganz im Gegenteil», lacht sie im Gespräch mit STREETLIFE. Aber: «Irgendwann kam bei mir doch der Wunsch auf, dass ich an einem solchen Event Gleichaltrige antreffe».

Gesagt, getan. Mit «Race like her» gründete Julia eine Community für junge Frauen, die auf alte Autos stehen – und das auch selbstbewusst zeigen. Die Idee sei spontan entstanden, sagt sie: «Ich habe einfach auf TikTok gefragt, ob es noch andere Girls gibt, die Oldtimer fahren, und darauf haben sich erstaunlich viele gemeldet». Schnell entwickelte sich eine starke Community; mittlerweile sind über 80 junge Frauen in ihrem WhatsApp-Kanal und anderen Social-Media-Plattformen aktiv. 

Auch junge Leute lieben alte Autos

Tatsächlich sind junge Leute mit einer Passion für Classic Cars je länger je weniger eine Rarität. Auch der Verein «Road to Hell» setzt sich dafür ein, jungen Menschen mit alten Autos eine Plattform zu bieten. Unter anderem mit Events wie dem morgen Sonntag im Zürcher Belvoirpark stattfindenden «Classic Cars & Coffee» (Infos siehe Box). Gründer Nicolas Bernauer sagt: «Seit unserer Gründung im Jahr 2018 ist es unser Ziel, die Oldtimer-Szene in der Schweiz zu revolutionieren. Unser Ansatz ist es, die Begeisterung für historische Fahrzeuge bei der jungen Zielgruppe zu wecken und die Community rund um dieses Hobby zu stärken.» 

Dieses Jahr sei man besonders stolz darauf, die Partnerschaft mit «Race like her» verkünden zu können. Denn: «Wir setzen uns gemeinsam dafür ein, das Interesse an Oldtimern speziell bei jungen Frauen zu fördern und so die Vielfalt innerhalb der Oldtimer-Community zu erhöhen». In der Schweiz gebe es keine vergleichbare Initiative, die sich so intensiv dem Aufbau einer Community widme und gleichzeitig Old- und Youngtimer aus allen Sparten vereine, so Bernauer.

Selbstverständlich ist Julia bei den Events von «Road to Hell» normalerweise am Start (aktuell ist sie mit ihrem Van an der Adriaküste unterwegs, deshalb muss sie für «Classic Cars & Coffee» ausnahmsweise passen). Immerhin wäre «Race like her» ohne «Road to Hell» nie entstanden. Ihre Begeisterung für Classic Cars begann allerdings schon in ihrer Kindheit. «Meine Liebe zu alten Autos wurde mir definitiv von meinem Vater weitergegeben», sagt sie. Schon als kleines Kind war es für Julia normal, in Oldtimern unterwegs zu sein. «Meine Mutter war die Einzige mit einem modernen Auto, sonst waren wir eine echte Oldtimer-Familie», lacht sie. 

Julias Herzstück – ihr alter MG B GT

Ein besonderes Fahrzeug in Julias Leben ist ihr eigener Classic Car. Ein alter MG B GT, zu dem sie durch ihren Vater kam. «Er wurde von Freunden in einem Garten entdeckt, komplett mit Pflanzen zugewachsen», erzählt Julia. Ihr Vater restaurierte den alten MG für sie, und schenkte ihr den fahrtüchtigen Briten zum Geburtstag. «Wie in einem Hollywood-Film», lacht Julia und sagt: «Ich habe immer gesagt, mein erstes Auto wird ein MG B – und genau dieses Auto stand dann an meinem 19. Geburtstag vor der Tür». Der Wagen passe zu ihr, sagt sie. Nicht zuletzt, weil MGs in England als «Aston Martin für kleine Leute» galten und so ziemlich das Gegenteil eines Classic Cars sind, die sich nur Gutsituierte leisten können.

Immer nur eitel Sonnenschein war der Weg zu «Race like her» indes nicht. Julia kennt die Klischees über Frauen und Autos, egal ob alt oder jung. Die als Lehrerin tätige Zürcherin setzt sich deshalb aktiv dafür ein, Vorurteile gegenüber Frauen in der Oldtimer-Szene abzubauen. «Die weit verbreite Meinung, dass junge Frauen nur Beifahrerinnen sind, nervt,» sagt sie. Ihr sei es wichtig, zu zeigen, dass auch Frauen Kompetenz für Classic Cars mitbringen. «Viele denken, dass man Unmengen an Geld braucht, um einen Oldtimer zu fahren. Aber was es vor allem braucht, ist Begeisterung und Know-how». 

Dieses Wissen hat Julia sich selbst angeeignet, mithilfe von YouTube-Videos und der Unterstützung ihres Vaters. Die junge Zürcherin möchte auch, dass ihre Leidenschaft nicht als elitär wahrgenommen wird. «Classic Cars sollen nicht etwas Protziges sein, sondern ein Hobby für alle», erklärt sie. Die Community «Race like her» ist Beweis dafür: Auf den Fotos sind ganz normale junge Frauen zu sehen, mit sichtbarer Freude am Unterwegssein in Autos aus vergangenen Zeiten. Julia Gut lacht: «Ob jemand einen teuren Schlitten oder einen einfachen Golf fährt, spielt für uns keine Rolle – entscheidend ist, dass jemand mit Leidenschaft dabei ist und Spass an alten Autos hat».

«Classic Cars & Coffee»

Der Belvoirpark in Zürich wird morgen Sonntag, dem 21. Juli, zur Bühne für ein aussergewöhnliches Zusammentreffen: das «Classic Cars & Coffee». Zwischen 11 und 16 Uhr öffnen sich die Parkpforten für junge Oldtimer-Begeisterte, die in einer malerischen Atmosphäre klassische Fahrzeuge erleben möchten. Mit über 70 angemeldeten Fahrzeugen dürfte der Event ein Highlight für junge Oldtimer-Liebhaberinnen und -Liebhaber werden. «Classic Cars & Coffee» ist offen für alle – von prestigeträchtigen und teuren Fahrzeugen wie dem Mercedes-Benz 300 SL Roadster bis hin zum charmanten Peugeot 306, der für schlanke 2'000 Franken den Besitzer wechselte. Willkommen sind alle interessierten Besucherinnen und Besucher. 
 
www.roadtohell.ch

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