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«Ich liebe es, den Speed zu spüren»
Aus lauter Langeweile fängt Siro Zambra an, virtuell Autorennen zu fahren. Jetzt erfüllt ihm der E-Sport seinen grössten Traum: Der 17-Jährige hat sich einen Platz im Nachwuchs-Rennfahrerprogramm Racingprodigy ergattert. Wie Zambra heute in echten Autos trainiert, erzählt er im STREETLIFE-Interview.
Das Vibrieren des Sitzes, das Aufheulen des Motors und das Adrenalin, das einem zu Kopf steigt. Der 17-jährige Siro Zambra hat nur ein Ziel: Er will dieses Gefühl regelmässig haben und professioneller Auto-Rennfahrer werden. «Ich kann mir ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen», verrät der Zürcher mit funkelnden Augen.
Stundenlang im Rennsimulator
Angefangen hat alles mit Langeweile während der Corona-Pandemie. Zambra verbringt damals viel Zeit vor seiner Xbox, schnell entdeckt er das Formel-1-Game. «Motorsport hat mich bis anhin gar nicht interessiert», verrät er schmunzelnd. Erst durch Videos aus dem Netz wurde sein Interesse geweckt. «Ich habe auf Youtube ein Online-Spiel entdeckt, das ich mir dann heruntergeladen habe. Das hat mir so unglaublich gut gefallen, dass ich daraufhin auch angefangen habe, jedes Formel-1-Rennen im TV zu verfolgen.»
Heute ist das virtuelle Rennfahren in Zambras Alltag nicht mehr wegzudenken. «In einer normalen Woche trainiere ich etwa zehn Stunden am Simulator», so der Informatiklernende. Das Training zahlt sich aus. Regelmässig nimmt er an Simulationsrennen von Racing Unleashed teil, einem E-Racing-Simulator, den es in Deutschland, Spanien und der Schweiz - Zürich und Zug - seit 2018 gibt.
Dort belegt Zambra auch immer wieder die vorderen Ränge und räumt so hohe Preisgelder ab. «Letztes Jahr habe ich etwa 10'000 Franken mit virtuellen Rennen verdient», erzählt er. Die Geldbeträge investiert das junge Talent in seine Weiterentwicklung. Mittlerweile hat sich Zambra einen eigenen Simulator fürs Training zuhause gekauft.
Ab auf die echte Rennpiste
Und das Training zahlt sich jetzt aus. Ende September 2023 gewinnt Zambra bei einem Rennen einen Platz im Nachwuchsprogramm Racingprodigy. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das den besten Simulator-Rennfahrerinnen und -Rennfahrern auf ihre Kosten die Chance gibt, in den realen Rennsport einzusteigen. Kurz nach der Errungenschaft, wurde Zambra von einer Jury ausgewählt und durfte sich in den USA bereits in ein echtes Rennauto-Cockpit setzen und Gas geben. «Zu Beginn konnte ich mir das gar nicht vorstellen», verrät er begeistert. «Es war, als würde ein Traum für mich in Erfüllung gehen, eine solche Rennstrecke in echt zu erleben.» Zambra ergänzt: «Es ist ein echt geiles Gefühl.»
Dennoch: Zambra hat Respekt vor den PS starken Rennboliden. «Ich bin erst einmal zuvor in Frankreich ein paar Runden in einem Formel BMW gefahren. Darum hatte ich Angst, dass ich etwas falsch mache», begründet er seine Unsicherheit. Auf der Rennstrecke konnte er die Angst aber schnell abschütteln. «Ich bin die Manöver und Strecken gefühlte 10’000-mal auf dem Simulator gefahren. Deshalb hat es sich zuletzt routiniert angefühlt. Es ist beeindruckend, wie realitätsnah die Simulationen sind.»
In einem Punkt könne der Rennsimulator aber definitiv nicht mithalten, wie er erzählt. «Ich drücke in echt viel lieber auf das Gas. So spürst du den Speed und die Geschwindigkeiten des Autos. Etwas, das du beim Simulator nun mal nicht hast.»
Mit seinen jungen 17 Jahren ist Zambra noch nicht einmal im Besitz eines gültigen Führerscheins. Und trotzdem ist er im Rennsport bereits ein Spätzünder. «Die meisten angehenden Profis sassen bereits mit zehn Jahren in ihrem ersten Go-Kart und sind Rennen gefahren.»
Und noch etwas anderes macht Zambra Sorgen. Rennfahrer zu werden, ist mit hohen Kosten verbunden. «Jeder Startplatz kostet viel Geld und auch der Unterhalt eines Autos ist teuer. Der Weg zum Formel-1-Rennfahrer soll laut eines Artikels bis zu 8 Millionen Franken kosten», erzählt er. Dennoch lässt er sich nicht entmutigen. «Meine Eltern unterstützen mich in meinem Traum, wo sie können, begleiten mich auch überall hin und stehen auch hinter mir.
Zambra will weiterhin mit Simulationen trainieren
Zambras grosses Ziel ist der Profirennsport. Dennoch will er die Simulationen nicht ganz an den Nagel hängen. «Ich möchte die Racing-Unleashed-Rennen gerne weiterfahren und damit trainieren, sofern es die Zeit erlaubt.» Tatsächlich üben auch andere Rennfahrer auf diese Weise ihre Rennstrecken, erklärt Zambra. «Auch Max Verstappen trainiert mit derselben Rennsimulation, wie ich es tue.» Apropos Max Verstappen: Der Profi-Rennfahrer und Weltmeister ist Zambras grosses Idol. «In einem Simulationsrennen bin ich sogar einmal gegen ihn angetreten. Das war grossartig», erzählt er strahlend.
Die erste Hürde zum Profi-Rennfahrer hat Zambra bereits genommen. Anfang 2024 durfte er seinen ersten Esport-Team-Vertrag mit Alpha Esports unterschreiben und wird 2024 für deren Team im iRacing antreten. «Ich bin aufgeregt und dankbar für diese Chance», so Zambra stolz.
Im Mai feiert Zambra seinen 18. Geburtstag. Das bedeutet, dass er auch schon bald seinen regulären Autoführerschein machen kann. «Im September werde ich voraussichtlich die Prüfung ablegen können», meint er vorfreudig. Und auch, was seinen Traum angeht, gibt er Vollgas.

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