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Junggebliebene Limousine im Schnell-Check

So stark verabschiedet sich der Jaguar XE

Der Jaguar XE ist eine der letzten englischen Limousinen. Mit Stolz zelebriert die Raubkatze ihre Herkunft, tritt jetzt aber ab – und das, erhobenen Hauptes. STREETLIFE ist die Abschieds-Edition des XE gefahren, die zu überzeugen weiss.

Paparazzi-Faktor

Mit einem Jaguar holt man sich bei den Paparazzi einen Bonus-Punkt. Denn der XE ist ein selten gesehener Gast auf unseren Strassen. Diese gehören den Mittelklasse-Limousinen und -Kombis von Audi, BMW und Mercedes. Das verschafft dem schnittigen Briten eine Prise Exklusivität. Ja, der XE ist auf dem Papier schon etwas in die Jahre gekommen. Seit neun Jahren verkauft Jaguar die Limousine. Doch das ist dem XE nicht anzusehen. Mit seinen schlichten Linien und dem zeitlosen Design ist er gut gealtert, wie die James-Bond-Darsteller Sean Connery oder Pierce Brosnan. Die Raubkatze ist quasi in ihrem siebten Leben.

Ein Vorteil dieses Alters: Es gibt keine futuristischen Design-Spielereien. Optisch tritt der XE geradlinig auf. Erst innen verblüfft er mit dem roten Leder-Interieur unseres Testwagens. Klar gefällt das nicht allen, aber es ist ein Hingucker. Und natürlich bietet Jaguar für den XE auch dezentere Innenraumfarben an.

Harassen-Faktor

Einst gab es den XE mit einem V6- und gar einem V8-Motor. Diese brauchen Platz und sorgen für eine lange Motorhaube. Das sieht zwar elegant aus, doch 4,68 Meter Auto sind dann plötzlich nicht mehr ganz so viel. Jaguar hat sich für eine geräumige Rückbank entschieden, auf der auch Erwachsene bequem sitzen. Der Kofferraum ist im Gegenzug etwas bescheidener ausgefallen und das Ladevolumen scheitert an der Marke von 400 Liter. Damit kommt er bei zwei grossen Reisekoffern zwar an seine Grenzen, aber für den Wocheneinkauf oder die Fahrt zum Recyclinghof reicht es.

Nerd-Faktor

Ein Grund, wieso sich der XE so gut gehalten hat, ist das Multimedia-System. Jaguar hat es seit 2015 stetig weiterentwickelt und den heutigen Bedürfnissen an eine vernetzte Welt angepasst. So lässt sich mittels Android Auto und Apple Carplay die gewohnte Smartphone-Umgebung auf den zentralen Touchscreen spiegeln. Das Jaguar-System gefällt mit wenigen Untermenüs, aber es braucht etwas, bis man sich an die leicht verspielten Menü-Symbole gewöhnt hat. Am besten schaut man sich diese einmal im Stand in Ruhe an. Auch könnte das System ab und zu etwas schneller auf unsere Eingabe reagieren.

In der heutigen Zeit schon etwas ungewohnt ist der Schalthebel in der Mittelkonsole. Die meisten Hersteller in dieser Preisklasse haben auf einen kleinen Kippschalter gewechselt, da es ohnehin fast nur noch Automatik-Modelle gibt. Aber zu einer sportlichen Marke wie Jaguar passt es.

Monza-Faktor

Jaguar hat eine grosse Rennhistorie. 1957 belegten Rennwagen der Raubkatze beim legendäre 24-Stunden-Rennen Le Mans die Ränge eins, zwei, drei, vier und sechs – unerreicht. Aber auch in Monza hat Jaguar die Konkurrenz schon alt aussehen lassen. Beim 1000-Kilometer-Rennen 1991 gewinnt der britische Rennwagen trotz Strafe. Diese Sportwagen-Historie führte eigentlich der F-Type fort. Aber auch der XE zeigte schon, dass er die sportlicheren Gene der Marke in sich trägt. Das limitierte Sondermodell SV Project 8 stellte 2017 einen Rundenrekord für Limousinen auf dem Nürburgring auf.

Der 300 PS starke Testwagen der «Ultimate Edition» ist nicht ganz so rabiat. Er bietet Sportlichkeit in einer alltagstauglicheren Version mit einer direkten und präzisen Lenkung sowie einer tiefen Sitzposition. Auch das Fahrwerk ist eher sportlich-straff abgestimmt, was für eine gute Strassenlage sorgt.

Planeten-Rettungs-Faktor

Fast zehn Liter Werksverbrauch sind doch eher viel. Vor allem für eine nur 1,4 Meter hohe Limousine. Das lässt sich auch mit dem Allrad-Antrieb nicht mehr erklären. Viele SUV mit vergleichbarer Leistung sind heute sparsamer. Immerhin ist es eine ehrliche Werksangabe, die wir im Test nicht nur erreicht, sondern mit 9,3 Litern gar unterboten haben. 

Check-Bilanz

Der Jaguar XE ist eine Limousine mit einem sportlichen Kern. Der Preis von über 90'000 Franken für 300 PS hört sich im ersten Moment teuer, doch er liegt auf einem ähnlichen Niveau wie die deutsche Konkurrenz von Audi, BMW und Mercedes. Abzug gibt es auch für den Spritverbrauch, auch wenn sich die Werksangabe unterbieten lässt. Dafür gefällt der XE durch sein Design und die tolle Strassenlage. Es ist zu hoffen, dass sich die kommenden Elektro-Jaguar an der Mittelklasse-Limousine orientieren und – ohne Angst vor CO₂-Strafzahlungen – wieder mehr Sportlichkeit bieten. So, wie es dieser Marke entspricht.

Jaguar XE 300 Sport «Ultimate Edition»: Fakten

  • Motor: 2,0-l-R4-Turbo-Benziner, 300 PS (221 kW), 400 Nm@2000/min
  • Antrieb: 8-Stufen-Automatik, 4x4
  • Fahrleistung: 0-100 km/h in 5,9 s, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
  • Verbrauch: Werk / Test: 9,7 / 9,3 l/100 km, 218 / 215 g CO₂/km, Energieeffizienz G
  • Masse: Länge/Breite/Höhe: 4,68 m / 1,97 m / 1,41 m
  • Laderaum: Kofferraum 394 l
  • Leergewicht: 1867 kg, Anhängelast gebremst/ungebremst: 1800/750 kg
  • Preis: ab 79’200 Fr., Testwagen mit Extras: 90’860 Fr. (Basis: R Dynamic S, Diesel, 200 PS, Heck: 60’900 Fr.)

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