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Verkehr •
Zürich gängelt Autofans

Ist der berühmte Carspotter-Hotspot bald Geschichte?

Schnell, teuer und ausgefallen – für Schweizer Carspotter sind Super-Cars das liebste Fotosujet. Hotspot der Szene: der Stadthausquai in Zürich. Doch ausgerechnet hier macht die Stadt mit Gängelmethoden mobil gegen Luxuskarossen. Steht der Treffpunkt vor dem Aus? STREETLIFE hat die Fakten.

Ferrari, Lamborghini oder Bugatti: Wer in der Schweiz teure Luxuskarossen in Aktion sehen will, muss in den Sommermonaten nach Zürich an den Stadthausquai. In den letzten Jahren hat sich die Strasse entlang der Limmat zum absoluten Hotspot der Schweizer Carspotter-Szene gemausert.

Die Strasse ist beliebt bei den Boliden-Besitzern, die ihre Autos stolz zur Schau stellen, aber auch bei den Autofans, die auf der Jagd nach dem nächsten Schnappschuss sind. Mit dieser Koexistenz könnte es jetzt aber bald vorbei sein. Weil die Anwohnenden von den Autoposern genervt sind, macht die Stadt mobil gegen die Carspotter-Szene.

Erst im Juni haben die Behörden auf der Flusspromenade eine Bodenschwelle montiert. Für tiefer gelegte Sportautos im wahrsten Sinne des Wortes ein No-Go, wollen die Besitzer keine aufgerissene Spoilerlippe riskieren.

500 Franken pro Bodenschwelle

Wie Annik Ott, Mediensprecherin des Sicherheitsdepartements der Stadt Zürich auf Anfrage von STREETLIFE erklärt, sei die Schikane nicht einfach wahllos errichtet worden. «Nach Rücksprache mit den Anwohnerinnen und Anwohnern wurde beschlossen, die Bodenschwellen zu installieren. Mit diesem Test soll überprüft werden, inwieweit die Massnahme zur Beruhigung der Verkehrssituation beiträgt.

Solche Bodenschwellen kommen in der Stadt Zürich öfters zum Einsatz. «Sie werden situativ geprüft und wo sie sinnvoll erscheinen, umgesetzt», sagt Ott. So wurde mit der Massnahme am Stadthausquai, auf je einer Strasse in Zürich-Seebach und in Zürich-Altstetten ebenfalls eine Bodenschwelle montiert. Kostenpunkt pro Schwelle: rund 500 Franken. Ob die Massnahme am Stadthausquai bereits Wirkung zeige, sei gemäss Ott noch zu früh zu beurteilen.

Lärmblitzer-Pilotprojekt in Zürich abgeschlossen

Die Bodenschwelle ist aber längst nicht die einzige Massnahme am Carspotter-Hotspot. Von April bis Juni 2025 wurden am Stadthausquai und an diversen anderen Standorten in der Stadt, Lärmblitzer als Pilot getestet. «Es geht hier darum, Erkenntnisse zu sammeln, ob und wie die Daten aus dem Gerät ausgewertet werden können», erklärt Ott. Autofahrende wurden zudem per Leuchttafel darauf hingewiesen, dass ihr Fahrzeug viel zu laut sei. Vor Ort löste das bei Autolenkenden ein ungutes Gefühl aus. «Werde ich jetzt gebüsst?», war eine Frage, die immer wieder zu hören war.

Der Versuch sei im Auftrag des Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich (UGZ) in Zusammenarbeit mit einer externen Firma ausgewertet und wissenschaftlich begleitet worden, wie Ott erklärt. Die Stadt rechnet mit ersten Ergebnissen Ende des Jahres.

Rechtliche Grundlage fehlt

Vor Bussen müssen sich die Autofahrenden aber nicht fürchten. Noch nicht. Aktuell fehlt die gesetzliche Grundlage, um über einen Lärmblitzer Bussen ausstellen zu können. Gemäss einer Einordnung des Bundesrates brauche es hier je nach Alter der Fahrzeuge und Fahrzeugkategorien unterschiedliche Anforderungen.

Dazu gehöre zum Beispiel auch diese Problemstellung:  Das «Fehlen einer Lärmanzeige im Fahrzeug, die zur Erkennung einer Überschreitung eines zu definierenden Grenzwertes notwendig ist», wie der Bundesrat in einer Medienmitteilung schreibt.

Die STREETLIFE-Carspotter lassen sich durch den Anti-Kurs der Stadt Zürich nicht beirren. Wie die Fotos und Videos zeigen, machen sie jetzt einfach auch in der restlichen Schweiz Jagd auf die teuren Supercars.

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